
Zwei kurze Begegnungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Am Ticketschalter
„I am travelling from Melbourne to Sydney, 31st of January by train“. Ich will mein Ticket am Schalter bestellen. “ „Your name please“. „Prager“ antworte ich, Rückfragen gewohnt. Es kommen keine. „First name?“ „Verena“, „German? “ No, Swiss“. „Oh, I lived in Munich for twenty years „, plaudert er, während meine Bestellung läuft. Ein netter Mann. Ich erzähle ihm, dass ich eben im Kino war und „The book thief“ sah. Die Verfilmung des Buches des jungen Schriftstellers, Zudak aus Sydney. Es spielt ausserhalb von München in Molching während des zweiten Weltkrieges. Es scheint die wahre Geschichte aus dem Leben der Grossmutter des Schriftstellers, zu sein. Ich fragte ihn, ob er Molching kenne und so sprechen wir eine Weile über den Film, seine Zeit in München, seine Reise nach Schottland, wo die Eltern des Partners goldene Hochzeit feiern. In aller Ruhe beendet er mein Ticket, während die Schlange hinter mir beachtlich wächst. Er setzt die angeregte Unterhaltung fort: „I am more in Europe at home“ bekennt er, und ich stimme ein: „and I live in both worlds“. Ich gebe ihm meine Visitenkarte und empfinde Glück, während er mir in aller Ruhe mein Ticket aushändigt und sich von den Wartenden keineswegs hetzen lässt. Sie warten geduldig. „Please kontakt me“: lade ich ihn ein. Es sind diese kleinen Begegnungen, wenn auch oberflächlich, die uns Freude im Alltag bereiten, die wir im Leben brauchen? Man connected für kurze Zeit auf herzliche Art und geht zufrieden weiter auf seinem Weg.
Im Tearoom Hopetoun
Auch in Melbourne leben nur Menschen, sage ich mir nach folgendem Erlebnis. Auf der verregneten, stündigen Zugfahrt von Gisborne nach Melbourne hatte ich mir ausgemalt, wie ich im ältesten Tearoom, Hopetoun, der Stadt in der historischen mit Mosaikböden belegten „Blockarcade“ am kleinen Tischchen sitzen würde, Lüster an der Decke, antike Bilder an gross gemusterten, grüner Tapete, einen Pancake mit Rahm und Lachs bestellen und dazu einen in echt Barrista Style angerichteten Cappuccino trinken würde.
Wo ansonsten Touristen und Einheimische Schlange stehen, war heute keinerlei Andrang. Ich freute mich darüber und deutete es als gutes Omen, dass trotz Regen dies ein guter Tag sein würde. Aber es kam anders. Der Floormanager am Empfang platzierte mich wie für Einzelpersonen leider üblich, neben der Küchentür an einem „“Katzentischen, obwohl das Café noch keinesfalls voll war. Karte erhielt ich keine. Als der bedeutend angenehmere Nebentisch frei wurde, setzte ich mich um. Etliche Menukarten in der Hand haltend, bediente der chefmässig auftretende Kellner die später eingetroffenen Tische. Nach einer geduldig abgesessenen Wartezeit machte ich ihm ein Zeichen, dass ich gerne eine Karte hätte. Als er an meinen selbstgewählten Tisch kam, und ich zur Kaffebestellung ansetzte, meinte er in einem süffisanten Ton:“ I thought, I’ll wait till you have finished moving around.“ (Ich dachte, ich warte bis Sie fertig sind mit Tische wechseln) und liess die Karte auf die steinerne Tischplatte fallen. Wo bin ich da? Dachte ich völlig aus dem australischen Konzept von netten, freundlichen und herzlichen Menschen geworfen.
Ich stand auf, nahm meinen Rucksack und ging zum Ausgang. Im Vorbeigehen tippte ich ihn auf die Schulter und sagte: „This was rude (unanständig) and nasty (bös) and not at all what I am used of Australians.“ Menschen eben wie überall auf der Welt auch.
Meinen zwar weniger artistisch dekorierten Cappuccino habe ich nebenan getrunken mit in üblicher Weise lockeren und sehr netter Bedienung.
Die Welt ist nicht voll von A….löchern…. aber irgendwie sind sie strategisch so platziert, dass dir jeden Tag eins über den Weg läuft.
LG Marcel