
Hier auf Kangaroo Island gibt es nichts, was einem Naturmädelherzen fehlen könnte. Wilde Natur, unzählige Tierarten wovon fast alles nachtaktive Beuteltiere sind. Rund 400’000 Kängurus und 1 Million Wallabies (kleinere Kängurus) teilen sich den Lebensraum mit nur 4600 Menschen auf dieser drittgrössten australischen Insel. Man sichtet Echidnas (Stacheltier) und Koalas, aber auch Black Tiger Snakes, sowie Pinguine, Pelikane und Seehunde.
Es sind mehrheitlich einsame „dirt roads“ (Naturstrassen) mit intensiv riechenden Eukalytusbäumen, aber auch von schattenspendenden Kiefern gesäumte, geteerte Strassen, welche die 145 km lange und 57 km breite Insel durchziehen. Die dichte zum Teil blühende Buschflora bietet eine nahrungsreiche und sichere Heimat für die insel-spezifische Fauna. Sie hat keine Feinde ausser des nächtlichen Autoverkehrs, der überaus viele Tierleichen entlang den Strassen hinterlässt. Man wundert sich tagsüber, weshalb die toten Tiere nicht längst von anderen Tieren gefressen und weggeschafft wurden. Es gibt keine einheimische Raubtiere. Ameisen und Vögel sind die einzigen, die die Kadaver zersetzen und fressen. Sehr spannend und eindrücklich!

Da hab ich in der Chronologie wohl etwas vorgegriffen.
Nach ein paar Tagen in Adelaide hatte ich frühmorgens mein kleines Mietauto abgeholt. Sobald die Formalitäten erledigt waren, bekam ich Anweisungen, dass ich keine dirt roads fahren und nachts nicht unterwegs sein durfte. Primär war ich mit dem Linksverkehr beschäftigt, obwohl ich das Switchen von rechts nach links nicht schwierig fand, hatte ich doch in England Autofahren gelernt und in Australien oft gefahren. Ein roter Plastiksack links im Handschuhfach eingeklemmt, half mir beim Konzentrieren.
Die Fahrt von Adelaide zum Hafen dauerte zwei Stunden, gefolgt von einer kurzweiligen Überfahrt mit der Fähre nach Penneshaw. Auf der Insel fuhr ich erstmals brav eine Weile auf der Hauptstrasse. Seltsamerweise führte mich die Reise „zufällig“ auf eine Naturstrasse. Wunderschön, aber mit meinem Auto eben verboten. Es war jedoch so verführerisch schön und abgelegen, dass ich die 40 weiteren Kilometer nicht bremsen und wenden konnte. Ich fuhr natürlich übervorsichtig und behutsam, bis ich bei den sehr seltenen Australischen Seehunden ankam.
Ein wunderbarer Ausblick auf eine wilde Küste, wo diese schlafenden Tiere im Sand ruhten. Von einem kundigen Guide wurde uns erzählt, dass die Seehunde jeweils drei Tage ohne Schlaf auf Jagd in weit entfernten Fischgründe unterwegs waren. Voll gefressen und völlig erschöpft kehren sie zurück und fläzen sich dann in den Sand oder unter das Gebüsch in den hohen Dünen. Die noch sehr kleinen Jungen lassen sie derweil einfach am Strand zurück . Zur Belohnung werden sie allerdings bis 18 Monaten gesäugt.
Für die ersten zwei Nächte hatte ich die „Wilderness Lodge“ im Nationalpark am westlichen Ende der Insel gewählt, von wo ich verschiedene Ausflüge und Wanderungen machen wollte.

Guten Tag,liebe Verena, aus dem sonnigen und frühlingshaften Schleitheim schicke ich dir herzliche Heimatgrüsse. Deine Reiseberichte sind sehr aufschlussreich und einladend. Meine alte Freundin Alice Bührer (Abschluss KV 1992) lebt in Adelaide und hat uns schon oft eingeladen. Vielleicht führt unser Weg über Vancouver, Hawaii nach Adelaide – wir sind gut aufdotiert dank deinen Berichten. Take care and lots of love from Brigitte