Rien ne va plus – Blogpause auf See von Sydney nach Singapore

Rien ne va plus – Blogpause auf See von Sydney nach Singapore

Man lernt im Leben ja immer wieder etwas Neues! Dass ich eine Meisterin im WLAN Finden bin, wisst Ihr ja, aber dass es in den nächsten drei Wochen keines gibt und ich meine geliebte Email Adresse aufgeben muss, wusste ich natürlich nicht. Das besondere Hapag Lloyd Email Konto, das über einen USA Satelliten geht, ist installiert. Gehe ich jedoch ins Internet, ist es langsam und teuer. Deshalb führe ich im Moment leider meinen Blog nicht weiter. Es ist wie es ist. Also „don’t cry over spilled milk“. Weine nicht über verschüttete Milch, denn es ändert nichts. Also: Weder bin ich zu faul, zu kurzatmig oder krank, sondern ich kann nicht senden. Den folgenden Eintrag werde ich (offensichtlich erfolgreich) auf einem Landausflug machen, sofern ich ein schnelles WLAN finde.

Diese Schiffsreise soll eine spezielle Heimreise in die Schweiz werden. Mit meiner Schwester fahre ich während drei Wochen von Sydney nach Singapore im Kreuzfahrtschiff. Es ist eine Premiere auf die wir uns sehr freuen, aber auch gespannt sind. Am Flughafen Singapore werden sich unsere Wege und um 180 Grad trennen. Sie fliegt zurück nach Melbourne und ich in die Schweiz.

Der Auszug aus Sydney war spektakulär. Unter der Sydney Harbour Bridge durch, am Operahouse vorbei, verliessen wir den langestreckten Kanal ins offene Meer hinaus.

Erste Tage

Leider war die Begrüssung an Bord für Barbara und mich eher unerfreulich, denn wir wurden mehr durchgeschleust als begrüsst. Das lag wohl daran, dass alle anderen neuangekommenen Gäste bereits tags davor am Flughafen abgeholt und eingeführt wurden. Nach dem Ausfüllen der australisch behördlichen Austrittspapiere, stellte ich erstaunt fest, dass ich „zwangsmässig“ das Land verlassen hatte und auf Deutsches Hochheitsgebiet übergetreten war, denn die Hapag Lloyd segelt unter Deutscher Flagge. Eigentlich alles logisch, aber für Kreuzfahrts-Greenhorns wie wir sind, natürlich völlig unerwartet. Plötzlich war alles deutsch, obwohl sehr nett, war schlagartig „mein“ Australien weg. Wir taten, was angeordnet wurde, schlossen uns den Schlangen an, durchliefen die Personenkontrolle und schleppten brav unser Gepäck hinterher, obwohl die anderen nur mit Tagesgepäck unterwegs waren.

Endlich hatten wir eingecheckt, unsere Kabine bezogen und uns von der Flut der Informationen überwältigt gefühlt. Die fehlende Einführung liess uns wie verschupfte Hühner durch die endlosen Korridore und Treppen nach allem Suchen, sei es nur schon das Deck, auf dem wir den Auszug aus Sydney erleben wollten. Um nicht verloren zu gehen, schlossen wir uns dem Gänsemarsch der Gäste durch die Gänge an. Das Meer war „choppy“ (unruhig, verhakt). Die obligate Rettungsübung liessen wir über uns ergehen, zogen Schwimmwesten an, gingen in den Versammlungsraum und besichtigten die Rettungsboote.

Es war nicht nur das administrative Verlassen des Landes, sondern auch das atmosphärische, das uns Mühe bereitete. Germanen prallten auf unsere angelsächsische Seelen, die wir eher sind. Unverhofft war die australische Leichtigkeit mit deutscher Ernsthaftigkeit ersetzt worden. Auch dies hätten wir wissen sollen.

Da sassen wir nun, kicherten über uns und alles andere und hielten zueinander. Die wahre Auseinandersetzung mit mir, kam jedoch erst am andern Morgen, als ich traurig und etwas frustriert aufwachte. Ich war traurig, weil ich das Land ohne Abschied verlassen hatte, weil ich mich in einem Umfeld von einer Altersgruppe befand, in der ich nicht sein wollte, es aber bin. Das Durchschnittsalter ist 65+, deutsch sprachig und gesetzt.

Für alle, die mich nicht kennen, möchte ich hier einfügen, dass diese Wahrnehmungen etwas mit mir persönlich zu tun haben und nicht mit den Gästen an Bord oder den deutschsprachigen Ländern. Es hat damit zu tun, dass ich mich dieser Altersgruppe noch nicht zugehörig fühle, trotz Schildkrötenhals und Altersflecken. Noch bin ich im Berufsleben, verfalle dem irrigen Glauben der Unsterblichkeit. Die Auseinandersetzung mit dem Alter und meinen Empfindungen über Zugehörigkeit sind Teil dieser Reise. Auch habe ich ein tolles Vorbild in meiner älteren Schwester.

Darf ich das schreiben, fragte ich mich, in Anbetracht dessen, dass ich auch deutsche LeserInnen in meinem Blog habe, worüber ich mich übrigens sehr freue? Ja, denn ich bin ein ehrlicher, offener Mensch, der die Auseinandersetzung nicht scheut, und sich selber darin reflektiert. Ich erlaube mir diese subjektiven Empfindungen, weil es auch das Positive dazu gibt.

Das Schiff ist wunderschön, sehr stil- und geschmacksvoll ausgestattet ist. Es ist sehr gepflegt und sauber, hell und freundlich. Die Kabine ist nicht gross, aber geräumig genug für zwei Schwestern, die sich mögen. Unser Balkon geht hinten raus und gefällt uns gut. Es gibt sehr viele Orte wie Bars, Restaurants, Cafés, Bibliothek, Lounge mit Bühnen etc., die alle einladend sind. Das Essen ist ausgezeichnet, abwechslungsreich, schön angerichtet in kleinen Portionen. Man hat eine schöne A la carte Auswahl in einem Restaurant mit freier Sitzwahl auch an kleinen Zweier-Tischen oder am etwas lockeren Buffetrestaurant. Wirklich super. Das meist deutsche Personal ist bestens geschult und nicht nur in der Servicekunst, sondern auch in Bezug auf Freundlichkeit und Auskünften. Wirklich eine Freude. Wir sind erleichtert und überrascht, dass so viel Individualität möglich ist und werden an uns arbeiten, die anderen Faktoren positiv zu erleben.

2 Gedanken zu „Rien ne va plus – Blogpause auf See von Sydney nach Singapore

  • Februar 9, 2014 um 6:43 pm Uhr
    Permalink

    Liebe Verena Prager,
    schade, für mich, das ich eine Zeit lang nicht an Ihrer Reise teilhaben kann.
    Für Sie aber sicherlich erholsam. Geniessen Sie also die Seereise mir Ihrer Schwester.
    Auf einer ein wöchigen Schiffsreise von Rotterdam nach Lissabon habe ich selbst erfahren, wie erholsam solch eine Reise sein kann.
    Mir bleibt aber die Vorfreude auf Ihren nächsten Bericht, Ihr nächstes Abenteuer.
    Liebe Grüße
    achim lehmann

    Antwort

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