
Schneller als erwartet, habe ich in Townsville ein wunderbares Gäste-Wifi gefunden. Wir sitzen beim herrlichen australischen Cappuccino und geniessen einen Tagesausflug in der tropisch feuchten Hafenstadt. Da die folgende Geschichte schon bereit liegt, nutze ich die Gelegenheit, sie auch zu senden. Wer weiss, wo wir danach landen. Die Sonne scheint bei 29 Grad, ein sanftes Lüftchen wirbelt durch die Strasse und wir lassen uns durch den Tag treiben.
Zur Einstimmung auf unsere Ausflüge, hören wir uns vorgängig jeweils sehr interessante Vorträge an, mit vielen Zahlen und Bildern über Australien, vorgetragen von der Bord Lektorin, Frau Dr. Christine Reinke-Kunze, die als Journalistin äusserst belesen, interessiert und wortgewandt ist. Sie erzählt in deutschem Eiltempo, absolut druckreife Sätze benutzend und fügt persönliche Anekdoten ein. Ihr umfangreiches, gebietsübergreifendes Wissen lässt uns in Bewunderung, den Atem anhalten.
Kleine Korrektur: Entgegen meiner Annahme, dass wir unter deutscher Fahne segeln, ist das nicht so. Es scheint in Marshall Islands USA eingeschrieben zu sein.



Der erste Ausflug führte uns in den Regenwald von Mount Tamborine, südlich von Brisbane oberhalb der Gold Coast gelegen. Wir genossen den Tag auf kleinen Wanderungen zum Teil durch die Kronen des Regenwaldes und an Wasserfällen vorbei. Mächtige Eukalyptusbäume prägen den Wald, einerseits die hochgewachsene silberglatte Sorte „smoothe bark“, die regelmässig ihre Rinde schält und als „Baströckchen“ runter hängen lässt und andererseits die „spotted bark“ (gefleckt), deren Rinde „Schorf“ ähnlich abfällt, Flecken hinterlassend.
Das Besteigen der Busse am Schiffshafen verläuft sehr geordnet und bestens organisiert. Eine deutschstämmige, einheimische Frau begleitet uns fachkundig durch den Tag.

Nach einem weiteren See-Tag von Brisbane nach Hamilton Island, ist auch heute ein Land-Tag geplant. Wir tuckern behutsam durch die Whitsunday Islands, einer grossflächigen Inselgruppe, die zwischen dem Great Barrier Reef und dem Festland liegt.

Zuvor frühstücken wir gemütlich achtern (hinten) auf der Terrasse und sind von den bewaldeten kleinen Inseln verzaubert. Innerhalb dieser Inselwelt ist das Meer badewannen-zahm und dementsprechend warm. Die Luft ist feucht und salzig. Noch scheint die Sonne.
Bevor man eine Reise antritt, malt man sich gewisse Bilder aus. So freute ich mich darauf, die australische Küste vom Meer aus zu erleben, und somit eine andere Sicht der Dinge auf frühere, spannende Erlebnisse zu bekommen. Es sollte Erinnerungen an Besuche der im Norden gelegenen Naturschutzinsel Hinchingbrook Island und der im Korallen Reef gelegenen Schildkröteninsel, Heron Island aufleben lassen. Auf beiden Inseln hatte ich sehr intensive Naturerlebnisse, die tief eingeprägt sind. Wider Erwarten entsteht keine Verbindung. Zu weit entfernt und beinahe unsichtbar ist die Küstenlinie. Eine Kreuzfahrt vergleiche ich mit einem Touristen Doppeldeckerbus mit dem man eine neue Stadt erkunden will. Man schaut auf die Sehenswürdigkeiten, behält den Überblick, um irgendwann mit mehr Zeit zurückzukehren. Dann erst verlässt man die Betrachterrolle und lässt sich auf den Ort emotional ein. Ähnlich ergeht es mir hier. Ich bin ein Weltenzuschauer, der irgendwann zurückkehren wird.


Hamilton Island ist eine Touristeninsel im Südpazifik innerhalb des Barrier Reef Welterbes. Unser Schiff ging unweit des Jachthafens vor Anker und spuckte uns auf Rettungsboote aus, die uns zum Hafen brachten. Der strahlende Tagesbeginn entwickelte sich jedoch zum wahrhaften Tropentag. Herabstürzende Wassermengen verdunkelten den Himmel, jagten dichte Dämpfe übers Meer und verschleierten die Inseln, so dass alles in der nass trüben Nebelsuppe zu ertrinken schien. Tropische Feuchtigkeit umhüllte uns. Nicht zu jedermanns Freude vor allem für jene Gäste nicht, die aus dem kalten, dunklen Europa kamen. Plötzlich scheint es nicht mehr wichtig, wo genau wir sind, denn wir befinden uns einfach auf dem Weg von Sydney nach Singapore. „Life isn’t about waiting for the storm to pass, it’s about learning to dance in the rain“.
Liebe Verena
Deine starken Berichte sind ein Geschenk, wofür ich Dir heute herzlich danken möchte. Für mich als Nordlandfreek eine echte Bereicherung an Wissen!
Lieber Gruss und auf Wiedersehen in der Heimat.
Urs