Farbenfrohes und anderes auf Bali

Farbenfrohes und anderes auf Bali

Wie völlig anders gestaltete sich unser Ausflug auf Bali, nach dem Naturerlebnis der Warane auf Komodo. Schon bei der Einfahrt nach Benoa, dem Hafen von Bali kam uns Nebel entgegen. Der Himmel war verhangen, als wir in den grossen Hafen einkurvten. Die tiefe Fahrtrinne mäanderte entlang der durch die Ebbe freigelegten Sandbänke, die beidseitig von einheimischen Fischern gesäumt war.

In Kleinbussen verliessen wir das Hafengebiet und fuhren auf geschäftigen, engen Strassen zu einem Theater. Handwerkgeschäfte wechselten sich mit vielen farbenfrohen Tempelanlagen ab. Es gibt an die zehntausend Tempel, ohne die Haustempel, die immerhin ein Achtel jedes Grundstückes einnehmen müssen.

Unser balinesischer Reiseleiter sprach ein gepflegtes Deutsch mit herrlichem Witz und sehr viel Hintergrundwissen. Im Besonderen zitierte er unzählige deutsche Sprichwörter, wusste Namen und Siege der deutschen Fussballklubs und verblüffte mit europäischer Geographie und Geschichte. Einfühlsam erzählte er vom Alltag der Inselbewohner, vom vorherrschenden Hinduismus, von den engen Familienbanden und von der Wichtigkeit der Wiedergeburt. Geblieben sind mir die Geschichte von der Seele der Urgrossmutter, einer ruhmreichen Tänzerin, die er in seiner neugeborenen Tochter hat wiedererwecken lassen. Sie sei heute eine begabte kleine Tänzerin. Auch erfuhren wir, wie er als Siebzehnjähriger seine Zähne abschleifen lassen musste, als Zeichen des Erwachsenwerdens. Die Eckzähne Abschleifen fördert ein harmonisches Aussehen. Und genau sein strahlendes Lächeln lenkte uns ab von überfüllten Strassen, bröckelnden Häusern und herumliegendem Abfall. Mit leuchtenden Augen zeigte er uns das farbenfrohe Bali.

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Barong und der Orang Utan

Wir besuchten ein traditionelles Tanztheater mit den archetypischen Figuren aus der balinesischen Mystik. Es gibt viele Tänze, die im Alltags- und Kulturleben eine wichtige Rolle spielen. Deshalb ist der Beruf des Tänzers so ehrenvoll und wird innerhalb der Familie weitervererbt. So auch der Tanz des Barongs, der ein mystisches Wesen darstellt, das die guten Kräfte auf der Erde repräsentiert. Der Balinese glaubt, dass Bös und Gut nebeneinander existieren.

Die furchteinflössende Königin der Hexen, gekleidet in vielen wulstigen Schichten, mit fingerdicken, gestreiften Zotteln, langen, spitzen Fingernägeln und eindrucksvollem Kopfschmuck, tanzt zur typischen Rhythmusmusik und verkörperte das Böse. Die Anmut der Prinzessinnen verzauberte uns, während der Orang Utan seine Spässe mit dem Masken-Zottel-Wesen des Barongs, trieb. Auch wir mussten herzhaft lachen. Am Besten gefielen mir allerdings die schwarze Hexe, die mit tausend Rasta ähnlichen, pelzigen, bodenlangen Haarsträhnen dargestellt war. Sie waren so kunstvoll, farbenfroh und fantasievoll gekleidet. Die bodenlange Löwenmähnen versprühte zudem Macht und Urkraft. Nach einer spannungsvollen Stunde hatten sich die Wirren aufgelöst und alles war im Gleichgewicht.

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Mittagessen in den Wolken

Weiter führte die Reise auf einer reizvollen Strecke zu einem Vulkan hinauf mit vorgelagertem Kratersee. Mittagessen in den Wolken, nannten wir es, denn was wir von unserem „Bartisch“ mit Blick zum Abgrund erlebten, war ein Naturtheater. Der Vulkan war verhüllt, der See im Nebel ertrunken, es war nebelig, goss in Strömen und alles schien vom Gott der Unterwelt regiert zu sein. Von rechts und links quollen schwarze Schlangenwolken herbei, die Sonne schoss Lichtblitze herab, der Wind wirbelte die dunklen Nebelschwanden zum Vulkan hinauf und wir wurden geblendet von Blitz und Sonne zugleich, von Donner und Finsternis.

Die Rückreise zum Schiff öffnete uns ein Fenster auf das andere Bali jenseits der Touristenströme. Armselige Häuser mit löchrigen Rostdächern, eingefallenen Mauern und Unrat gefüllte Wasserläufe liessen die Überforderung durch die Bevölkerungsexplosion der letzten Jahre erahnen. Überall häufen sich die Abfallsäcke, liegen die Reste der wachsenden Wegwerfgesellschaft herum, vor allem die vielen Plastikverpackungen, die von den Touristen eingeschleppt wurden. Die mangelnde Hygiene, die im Tourismus oft zu Negativschlagzeilen führt, findet hier ihren Ursprung. Erschreckende Bilder von im Hafenviertel aufgetürmte Müllhalden, möchte man nicht gesehen haben. Es sind Kontraste, es ist das Gut und Böse, das für den Balinesen nebeneinander existieren muss, allerdings zurzeit nach seinem Gleichgewicht sucht.

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Reisfelder
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Reisterrassen

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