Warane auf Komodo – Indonesien

Warane auf Komodo – Indonesien

Als ich erwachte, waren wir bereits in eine unerwartete Inselwelt eingedrungen. Rund herum lagen grasgrüne Mooskissen im glatten Meer verstreut. Von der Sonne beschienen, war ihre schmuckhafte Erscheinung anmutig und zum Streicheln verführend. Es waren sanfte, vom Wetter ausgewaschene und abgerundete Hügel, die wie mit einem dicken, grasgrünen Veloursvorhang überworfen, im dunkeln Wasser lagen. Die Einfahrt mit unserem mächtigen Schiff zum abgeschiedenen Ankerplatz vor Komodo ist tatsächlich ein beinahe gewalttätiges Eindringen. Wir staunen immer wieder wie manövrierfähig und geschmeidig die Columbus2 dennoch ist.

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Beim Frühstück blicken wir vom Deck herab auf eine liebliche Bucht an dessen Sandstrand Rehe liegen. Es ist Komodo, eine der 13’600 Inseln die zum Inselstaat Indonesien gehört. Weniger lieblich hat sich die Beschreibung unseres Ausflugs angehört. Wir wollen auf der dem Weltkulturerbe angehörenden Naturschutzinsel Komodo eine Wanderung zu den Waranen machen, eine einmalige Riesen-Echsen Art, die es in der Art schon vor hundert Millionen Jahren gab. Die Liste der Verhaltensregeln war einschüchternd und lang. Wiederholt wurden wir vor der Gefährlichkeit dieser bis 3.5 Meter langen und 140 kg schweren Echsen gewarnt. Ihr Drachen ähnlicher Schwanz hat die Wucht einen Mann zu Boden zu schlagen, ihre Beisskraft tötet Rehe und Ziegen und den Wasserbüffel, der ebenfalls auf der Insel lebt, betäubt er mit dem giftigen Speichel, so dass dieser innerhalb einer Woche langsam einschläft, um gefressen zu werden. Wir sind eingeschüchtert und werden daher keine auffallenden Kleidungsstücke und kein starkes Parfüm tragen, uns nur in der Gruppe bewegen und dies innerhalb der mit Astgabeln bewaffneten Parkranger. Bis zu zweitausend Tiere leben hier wild auf der Insel verstreut.

Die geführte Wanderung leitet uns durch den Regenwald auf einem mit Korallenkies belegten Rundweg. Unsere Kleidung tropft bei beinahe hundert Prozent Luftfeuchtigkeit und der Himmel zeigt sich leicht bedeckt. Wir schauen rechts und links, sehen Bäume, Palmen, Orchideen und viele verräterische Wühl- und Kratzspuren in der dunklen Erde, die von den kräftigen Krallen der Warane und von den hiesigen Wildschweinen herrühren. Begegnen möchten wir diesen allerdings in der freien Wildbahn nicht. Auch hören wir Vögel, aber die Komodo Warane bleiben uns vorerst verborgen. Dann werden wir zu einem Wasserloch geführt, wo die Warane ihrer Beute auflauern können. Wie wir von den Rangern erfahren, finden seit zwanzig Jahren keine Show-Fütterungen mehr statt und deshalb haben wir Glück, dass gleich sechs Echsen rund um diese künstlich angelegte Wasserstelle versammelt sind. Die Evolution scheint den Nachkommen der Dinosaurier spurlos vorbei gegangen ausser in der etwas kleineren Grösse.

Mit herabhängender, lederartigen Schuppenhaut und runden prallen Bäuchen recken sie die länglichen Köpfe, blicken gebieterisch umher, vibrieren mit der hellen, gespaltenen Zunge, während sie sich breitbeinig auf ihren mit scharfen Krallen bewaffneten Pranken vorwärtsbewegen. Den kräftigen Oberkörper erhoben, die Augen scharf auf Beute eingestellt, heben sie den hinteren Rücken. Sie schlängeln platzeinnehmend mit dem eines Drachen ähnlich geschmückten Schwanzruders umher und lassen sich dann plötzlich nieder, indem sie den hinteren Körperteil hydraulisch, so schein es, runterlassen, bevor sie die hinteren Beine bequem spreizen. Jetzt sind sie bereit für die nächste Fotosession.

Die Ranger sind mit Astgabeln bewaffnet und halten die Tiere innerhalb des abgesteckten Territoriums in Schach. Rundherum stehen auch wir Jüngsten dieser Erdgeschichte in unseren zugewiesenen Reihen und beobachten das etwas gestellte, aber somit sichere, und nicht minder aufregende Naturschauspiel. Wir erhalten viel Informationen zur Fortpflanzung und Aufzucht, zum Alter der Komodo Warane und dem Schutzprogramm. Geblieben ist mir vor allem mein Gefühl, Einblicke in prähistorische Vorkommnisse gehabt zu haben. Schaut man in die kleinen, stechenden Augen, so sieht man Millionen von Jahren Geschichte im Zeitraffer vorbeigehen. Die Rolle, die wir dabei spielen, ist bekanntlich eine kleine und meine eigene? Sie wiederum  ist Teil der Evolution.

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