
Der Tag war lang nicht so strahlend wie auf der ersten Etappe von Schaffhausen nach Flaach. Ein grauer Himmel begleitete mich. Entsprechend beengend war auch der schmale Rheinuferweg der Via Rhenana. Meist eingeklemmt zwischen Wasser und parallel verlaufender Strasse, drang wenig Licht auf den wurzeligen Pfad.
Überraschend farbenfroh, in rot-orangen Mauern stand das Kraftwerk bei Eglisau quer im Rhein. Der geschleuste Strom stürzte rauschend und ohrenbetäubend zurück in den Fluss aber je weiter ich mich davon entfernte, kehrte die Stille des ruhig fliessenden Wassers zurück.

War es das trübe Wetter, das seltsam düstere Gedanken zuliess? Bei jedem Rank standen Bunkeranlagen aus dem zweiten Weltkrieg direkt am Wasser. Grau, vollumfassend eingemoost, verlassen und abstossend trotzen sie dem Verfall. Es sind eindrückliche Zeitzeugen aus einer Welt-Geschichte, die hier noch sehr präsent ist. Landesverteidigung, Grenzwache, Wehrdienst, Flüchtlinge, Schüsse in der Nacht, Angst und Not sind Wörter, die wohl im damaligen Vokabular häufig gebraucht wurden. Ich stellte mir vor, wie Soldaten wochenlang in eben diesen Bunkern das gegenüberliegende, feindliche Ufer beobachteten und auf unbestimmte Zeit fernab ihrer Familien ausharren mussten. Es sind düstere Festungen und für die Ewigkeit gebaut. Heute umgeht man jeden Bunker. Es roch modrig und morbid. Das Wetter kurbelte die Fantasie an. Auf den Dächern wachsen halbe Wälder, Vögel und Kleintiere haben hier ihre Heimat gefunden, neue Lebensräume sind entstanden.


Wie viele Bunker gab es wohl entlang meiner Reise von Kreuzlingen nach Basel, versuchte ich zu erkunden. Zahlen fand ich keine, aber zeitweise standen sie in engem Sichtkontakt zueinander.
Irgendwann kehrten meine Gedanken zum Rhein zurück, zum Wasser, zu den Fischen, den Schwänen und Vögeln. Es war eine unbewohnte Strecke bis ich zum Städtchen Kaiserstuhl gelangte. Freudig verliess ich den Weg und stieg erwartungsvoll in den Ort hinauf.



Der Hunger liess mich in der hübschen Altstadt nach einem offenen Gasthaus Ausschau halten. Vergeblich suchte ich nach Leben. Alles schien ausgestorben und leer. In einem kleinen Laden kaufte ich eine Fruchtwähe und kehrte etwas enttäuscht zum Ufer zurück. Lola und ich wanderten weiter am Kraftwerk Rekingen vorbei, betrachten den Wasserlauf durch die Blütenpracht der Kirschbäume hindurch, und ich freute mich auf Zurzach, auf das warme Wasser im Thermalbad. Hier wollte ich übernachten. Es war nicht die schönste Teilstrecke, aber eindrücklich alleweil.



Abschliessend noch eine Schmunzelgeschichte. Mit leichtem Gepäck reisen, ist für mich immer wieder eine Herausforderung. Nicht zum ersten Mal entschied ich mich deshalb kein zweites paar Schuhe mitzunehmen, wollte ich doch abends sowieso im Hotelzimmer bleiben. Ich änderte dem Hunger gehorchend jedoch meine Absichten und hatte im hoteleigenen Restaurant reserviert. So sass ich auf dem Bett mit der Option, meine dreckig-nassen Trekkingschuhe anzuziehen oder die weichen, weissen Hotelschlappen. Ich entschied mich für die Hotelschlappen. Noch bevor ich sie blitzartig unter dem Restauranttisch verstecken konnte, waren mir ein paar schiefe Blicke nicht erspart geblieben. Aber, sie waren trocken und bequem.
Liebe Verena
Wunderbar, Deine Hotelschlappengeschichte! Nächstes Mal leiste ich Dir Gesellschaft! Aber erst nach meiner Züglete im Juni:)
Liebe Gruess, Iris
Liebe Verena Wunderbar, Deine Hotelschlappengeschichte!!! Einfach genial, was Du abläufst. Hebs guet! L. Gruess, Iris PS: Nach meiner Züglerei im Juni (von Stetten in die Altstadt SH) würde ich Dich gerne einmal einen Tag begleiten.
Gruss vom allmorgendlichen Ueberfluss auf der Munottreppe – So nahe beieinander liegen Herbst und Frühling:)