
Eisenach empfing mich bei strahlendem Wetter. Ein Städtchen in Thüringen, eine der Lutherstädte und damals DDR Grenzort. Sehr sympathische Stadt mit wunderschönen alten Villen, Häuserzeilen, die zum Teil wieder aufgebaut wurden und prachtvoll dastehen. Ach ja, Eisenach ist auch Geburtsort von Sebastian Bach.
Meinen ersten Besichtigungs „Termin“ führte mich an einen Ort, der seit dem 11. Jahrhundert immer wieder Ausgangspunkt in der deutschen Geschichte war. Fast majestätisch thront die Wartburg über dem thüringischen Eisenach. Sie ist die erste deutsche Burg, die in die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen wurde. Tausend Jahre deutscher Geschichte spiegeln sich hier eindrucksvoll wider.
Wunderschön gelegen, thront die Wartburg einer Krone gleich auf dem Berg. Mit meinem Fernglas wanderte ich frühmorgens durch den naturgeschützten Buchenwald zur Burg hoch und beobachtete dabei die zirpenden und trällernden Waldvögel, die die wärmende Sonne ebenso genossen wie ich. Oben angekommen, war ich zeitlich perfekt zur Führung. Oft langweilig und langatmig, gespickt mit Jahreszahlen, hob sich jedoch dieser Rundgang mit dem spannend fabulierenden Führer davon ab. Er berichtete faszinierende Geschichten über Martin Luther’s zehnmonatiges Exil als Junker Jörg in einer Zelle. Luther hatte zuvor seine Thesen an das Domtor von Wittenberg geschlagen, worauf er von Papst und Kaiser geächtet und verjagt wurde. Er war „vogelfrei“, das hiess frei zum Abschuss. In seiner Zelle übersetzte er die Bibel erstmals auf Hochdeutsch und feilte an seinen Thesen. Er kämpfte gegen den Sündenablass, des Freikaufen der Sünden und vieles mehr.
Die heilige Elisabeth hatte eine ebenso spannende mittelalterliche Geschichte in diesen Mauern. Sie gründete Spitäler, half den Armen und opferte sich für das Leid. Nach ihrem Tod wurde sie heilig gesprochen und ist nun die Schutzpatronin von Caritas.
Geschichte ist plötzlich so gegenwärtig und greifbar.
Mein Rückweg führte mich durch die Drachenschlucht, in der man sich beinahe fürchten könnte. Ein Abenteuerort für die junggebliebenen Kletterer und Dreckspatzen. Sie war feucht, eng und glitzerte im traumhaften Licht. Sich berührende Felsen und erfrischende Wasserspritzer vollendeten diesen Wandertag.



Liebe Verena,
Es ist eine grosse Freude Deine Berichte zu lesen und dich auf diese Weise auf deiner Reise begleiten zu dürfen!
Herzlich, Kim