Zibelemärit in Bern

Zibelemärit in Bern

Mit Konfetti bunt besprenkelt und gefühllosen Fingerspitzen, kehrte ich nach drei Stunden Zibelemärit ins Hotel zum Frühstück zurück. Der Zug hatte mich schon am Sonntag nach Bern gebracht, damit ich mit den Einheimischen dort sein konnte. Jedes Jahr am letzten Montag im November verkaufen die Bauern und Händler der Region Bern und Jura ihre kunstvoll geflochtenen Zwiebelzöpfe und dies bereits ab vier Uhr morgens.

Auch ich gehörte seit vor fünf Uhr zur freudigen, der Kälte wegen dick eingemummelter Kundschaft. Noch konnte ich die Auslagen gemütlich anschauen. Die Besucher schlängelten sich geschickt durch die Reihen der 260 Ständen. An die 60 Tonnen Zwiebeln werden jeweils angeboten. Man stelle sich einfach das Gewicht sechs afrikanischer Elefanten vor. Zöpfe in allen Grössen mit roten und goldenen Zwiebeln, länglichen Echalotten, kleinen Saucenzwiebeln und vereinzelt Knoblauchknollen hängen eng beieinander. Zuhauf liegen sie auf den Tischen während im Hintergrund der Stände Dutzende mit Zöpfen prall gefüllte grüne Lebensmittelkisten auf den unabdingbaren Ansturm ab sechs Uhr morgens warten.

IMG_3249Die nächtliche Kulisse vor dem beleuchteten Bundeshaus war zauberhaft. Nicht ganz so früh begann die Wintersession im Parlament. Welch fröhlicher Anblick für die eintreffenden Politiker, wenn Jung und Alt, Einheimische und Touristen vor den Toren die Traditionen pflegen. Seit nun sechs Jahren steht der Zibelemärit auf der „Liste lebendiger Traditionen der Schweiz“.  Es riecht nach Glühwein, Chnoblibrot und Zibelewähe. Ehrlich gesagt, habe ich noch nie einen Glühwein so zeitig am Morgen getrunken und dabei herzhaft in einen deftigen Zwiebelkuchen gebissen. Herrlich. Sie gehören zum Brauch ebenso wie Konfetti werfen und mit einem quietschenden Platikhammer die Mitmenschen erschrecken. Mit warmem Bauch und heiterer Stimmung lässt sich den frostigen Temperaturen auch leichter trotzen. 

Die Belohnung fürs Frühaufstehen. Ein geschenkter Tag vor dem goldenen Bundeshaus.

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5 Gedanken zu „Zibelemärit in Bern

  • November 29, 2017 um 9:18 pm Uhr
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    Liebe Verena

    Einfach herrlich, deine Geschichten! Ich kann nie genug davon kriegen… freue mich schon auf die nächste ?.

    Herzliche Grüsse Ursula

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  • November 30, 2017 um 7:41 am Uhr
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    Liebe Verena, guten Morgen Vielen Dank für den schönen Bericht vom Zibelemärit! Du hast die Stimmung in wenigen Sätzen sehr anschaulich geschildert und mit deinem persönlichen Erleben verbunden. Da wünscht man sich, man wäre nicht nur in Gedanken dabei gewesen. Es freut mich auch sehr, miterleben zu dürfen, wie du unterwegs bist, deine Zeit nutzt und geniesst. Bei mir läuft im Moment gerade recht viel, meine Agenda ist voll wie schon lange nicht mehr, und es geht mir gut dabei. Gerne würde ich dich bald wieder sehen und etwas Schaffhauser Luft schnuppern. Hast Du am Sonntag Nachmittag Zeit und Lust auf ein Treffen, einen Hundespaziergang und einen Tee? (Oder so) Herzliche Grüsse Kim

    Kim Baumann, Schrennengasse 25, 8003 Zūrich, kimbaumann@bluewin.ch, 076 394 92 23

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  • Dezember 1, 2017 um 8:13 pm Uhr
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    Hallo Verena
    Ich sitze vor dem warmen Holzofen in unserem neuen Quadrin und geniesse Deine Zeilen. Schön geschrieben.

    Auf ein gelegentliches Wiedersehen!

    Urs

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  • Dezember 3, 2017 um 9:39 pm Uhr
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    Danke für den Bericht. Als Heimwehberner in den Tropen schätzte ich Worte und Bilder.

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