Ein Sommertag war vom Himmel gefallen. Ein Tag voll greller Farben und freudiger Schattenspiele entfaltete sich auf dem ersten Wiesenspaziergang mit Peppina. Wohlig durchdrang Wärme und süsser Fliederduft die Luft und durchmischte sich mit dem Geruch der herben, würzigen Rapsblüten. Mittendrin tollten Peppina und ich uns im hohen Gras. Vergessen war der beschwerliche Weg bis hierher. Vergessen die zweite Operation. Die tiefe Wunde an der Nase ist nun erfolgreich genäht worden. Seither war eine Woche vergangen.

Nachdem ich alle Vorbereitungen erledigt hatte, (siehe: Auf dem Weg zu Peppina) fuhr ich frühmorgens los. Autobahn nach St Gallen, Grenzübergang in Lustenau, Fahrt durch den Arlberg Tunnel. Alles sehr entspannt, mässig Verkehr, leichter Regen. Emotionale Befindlichkeit: angespannt. Nach viereinhalb Stunden meldete sich die Stimme am Navi: «Sie haben ihr Ziel erreicht.» Ich war in Gnadenwald ausserhalb von Innsbruck angekommen.

Nach der herzlichen Begrüssung von Brigitte Kaltenböck führte sie mich zum Aussengehege der grossen Hundefamilie. Glücksgefühle durchströmten mich, als ich diesen prächtigen, rot-blonden Fellknäulen mit der klaffenden Wunde an mich drücken konnte. Die Begeisterung war jedoch eher einseitig. Den quirligen Retriever Welpen drängte es zur tummelnden Menge balgender und keifender Geschwister zurück. Kein Wunder entfloh Mutter Vicky der immerzu fordernden Jungmannschaft mit einem rettenden Sprung über den Hag.

Schon bald lagen die neun Welpen erschöpft und zufrieden herum, während wir uns zu einem köstlichen Mittagessen aus eigener Jagd niederliessen. Die Zucht Walderkamm vor Ort zu erleben, war wichtig. Coronabedingt war uns zukünftigen Haltern ein vorgängiger Besuch nicht möglich. Mit kleinen Videos, die Brigitte uns per WhatsApp zusandte, konnten wir die Entwicklung des Wurfes hautnah mitverfolgen. Aus räkelnden, gierigen Fellbündeln, waren schnell schwänzelnde Wackelsäckchen geworden. Wir beobachteten die schmatzende Brut beim Trinken, spielende Welpen in Staubsauger Geräuschen, oder hörten im Hintergrund den Sonntagabend Krimi am TV laufen. Dies alles gehört zur Früh Welpen Prägung. Da das Haus am Waldrand liegt, erlebten wir abenteuerliche Waldspaziergänge und kleine Autoausflüge. Auch sie sind wichtig für eine gesunde Entwicklung. „Meinen“ Welpen hatte Brigitte mir kurz vor der Übergabe zugewiesen, denn sie kannte die Eigenschaften ihrer Hunde am Besten. Fortan trug die Erstgeborene das grüne Halsband.

Nach der offiziellen Wurfabnahme des österreichischen Golden Retriever Clubs und allen sonstigen Formalitäten, wie Chip- und Impfbüchlein Überprüfung, Kaufvertrag etc. setzte ich Peppina in ihre Reisebox auf den Beifahrersitz. Die nächsten viereinhalb Stunden Rückreise lagen noch vor uns. Es war nicht ideal, dass ich in der Not allein reisen musste, aber das waren die gegebenen Umstände und da mussten wir beide durch. Meine Hand bewegte sich beruhigend in der Öffnung der Hundebox, während Peppina an einem Rinderohr kaute. Ich war nervös. Die Verantwortung für ein verletztes Babyhündli, die lange Fahrt und die vielen Papiere, die wir beide an der Grenze vorweisen müssten, beschäftigten mich. Wo hatte ich den Impfausweis hingelegt? Am nächsten Rastplatz wollte ich in Ruhe alles noch einmal durchsichten. Das blaue Büchlein war nirgendwo! In der Hektik des Abschiedsschmerzes war der Ausweis auf dem Tisch liegen geblieben. Zum Glück brachte ihn mir eine Bekannte zum Rastplatz. Die Zwangspause nutzten wir, setzten uns entspannt an die Sonne und knipsten erste Selfies.

Langsam kehrte Ruhe ein. Die Angespanntheit fiel von mir ab. Auf der nächsten, längeren Etappe schlief Peppina tief. Irgendwann verpasste ich in Lustenau die korrekte Ausfahrt. Und schon befand ich mich unglücklicherweise erneut auf der Spur Richtung Innsbruck. Unruhe erfasste auch die Hundebox. Dieses Missgeschick entlockte mir einzig ein mildes Lächeln. Ganz nach meinem Motto: «Gib mir Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann».
Können Welpen schreien? Ja, sie winseln und weinen herzerschütternd, trotz streichelnder Hand und Kauknochen. Lustenau wäre eine offene Grenze zum Verzollen gewesen (Zum Glück kann dies auch nachträglich getan werden). Ich beschloss mit dem unglücklichen Hund in Diepoldsau über den geschlossenen Zoll zu fahren. Zurück nach Lustenau war wahrlich keine Option. So passierten wir unbemerkt, auf leisen Rädern, die Grenze. Und dann kehrte Stille ein. Peppina schien meine wiedergefundene Gelassenheit zu übernehmen. Noch blieben die letzten eineinhalb Stunden nach Hause. Mit Energiestängel, Wassertrinken, Musik hören und gemächlich rollend, freuten wir uns auf den neuen Lebensabschnitt.
Wunderschön, Deinen eindrücklichen Reisebericht und Eure ersten gemeinsamen Erlebnisse zu lesen – es ist fast wie Miterleben. Ich wünsche Dir und Peppina eine glückliche Zukunft!
🤩 Danke
Was für ein hübscher Bericht 🙂 Schön seid ihr gut angekommen und noch schöner, dass die Wunde an der Nase nun heilt.
Ja das Essen bei Kaltenböck ist einfach wunderbar!
Brigitte ist eine tolle Züchterin, einen Hund von ihr zu erhalten ist schon ganz besonders.
Ganz viel Freude und eine wunderbare gemeinsame Zeit wünsche ich euch.
Danke Hélène, ich freue mich über deine Kommentare
Danke für diesen lichtvollen Augenblick aus Deinem Leben. Herzlich, Jurga
Liebe Verena wir freuen uns so sehr für Euch, dass sich zwei Wege zu einer bestimmt wundervollen Geschichte mit unendlich vielen gemeinsamen Erlebnissen gefunden haben. Von Herzen alles Gute für Euch. Rolf & Conny
So herzig geschrieben…freue mich sie bald zu sehn..
Liebe Verena – ein neuer Abschnitt mit dir und Peppina beginnt und eure Begeisterung für einander wird mit jedem Tag steigen. Es war und ist eine wohltuende Entscheidung von dir gewesen: Heinz Rühmann hat es mal treffend formuliert: Natürlich kann man ohne Hund leben. Es lohnt sich nur nicht. Es sieht auch bei uns so aus, dass Angie wieder eine braune kleine Dobermann Lady schon Ende Juni ebenfalls in ihre Arme und Obhut nehmen kann. Obwohl sich ein klein wenig die Euphorie breit macht, bleiben wir ganz ruhig und warten geduldig ab. Was sein wird, wird sein. Dir und Peppina jeden Tag aufs Neue spannende Entdeckungsreisen und vorallen Dingen: gute Genesung für die verletzte Nase.
ich freue mich sehr auf’s Kennenlernen. Herzlich Brigitte
Liebe Verena, ich freue mich so für dich. Ich weiss ihr beide werdet viel viel Spass miteinander haben. Und sicher wird es noch viele Geschichten mit Pepinna zu lesen geben.
Ich freue mich auf den ersten Spaziergang mit dir und der kleinen „Nase“
Sali us Hamburg
Christopher
Ja das machen wir sobald es problemlos ist. Allerdings muss ich Peppinas Zahnwechsel (nicht meinen😂) abwarten. Erst dann sollte man Tollwut impfen.
Du wirst sie lieben.
Liebe Verena
Welche Freude Deinen ersten Reisebericht mit Peppina zu lesen.
Eigentlich ist es mehr als lesen, es ist ein emotionales Miterleben. 🥰
Freu mich sehr auf die Fortsetzungsgeschichten mit Deiner neuen Wegbegleiterin.
Und übrigens : PEPPINA !
Was für eine lebhafter Name
Herzensgrüsse
Gabriele