Fahrt ins BLAUE – Aigues mortes, petite Camargue

Fahrt ins BLAUE – Aigues mortes, petite Camargue

„Eine weitere Nacht auf meiner Reise ins BLAUE, verbrachte ich auf dem von Bäumen beschatteten „Yelloh Camping, la petite camargue“. Sandig, beschützt und bequem.

Er liegt in der Nähe von Le-Grau-du-Roi, einem zum Touristenort gemauserten früheren Fischerdorf mit dem grössten Yachthafen Europas und traumhaften weissen, kilometerlangen Sandstränden. Ein Menschentraum, aber keiner für wilde, junge Hunde, die im Wasser toben wollen. Das war mir absolut bewusst war. Wir arrangieren uns jedoch bestens.

Die blühenden Bäume verursachen hingegen mehr Umtriebe. Gestern zum Beispiel sorgte eine Windbö, die im Vorfeld des entfernten Gewitters aufkam, für eine Pollenexplosion im Pinienwald. Sie fegte darüber hinweg und bepuderte meinen ohnehin schon sehr staubigen Camper zusätzlich in Gelb. Es knirschte gar in meinen Zähnen. Jede Leiste und Ritze, der ganze Boden, die Armaturen und Landkarten. Alles musste ich abwischen. Grundreinigung nennt sich das. 

Heute morgen nun war ich früh losgezogen. Frisch geduscht, bereit für eine längere Fahrt nach Osten zum Massiv des Maures bei St Tropez. Ich freute mich auf neue Abenteuer. Entgangen war mir allerdings, dass heute, 8. Mai, ein Feiertag ist. Die Franzosen feiern das Ende des Zweiten Weltkrieges mit einer Gedenkfeier vom Staatspräsidenten beim Arc de Triomphe in Paris. Sprich, viele Menschen und noch mehr Autos tummeln sich auf den Strassen. Da stand ich nun ausserhalb des Campings im Bewusstsein, dass mein Plan kein guter war. Staus rund um die Städte sind heute Programm. Also liess ich Plan B greifen: einfach der nach Nase fahren. Getrieben und angereizt von „café et croissant“ fuhr ich keine zehn Minuten später stadteinwärts nach Aigues Mortes. An diesem heiligen Feiertag, eine wahre Offenbarung. 

Was mich erwartete, war eine mittelalterliche Stadt, vollständig umgeben von der angeblich ältesten erhaltenen ganzen Stadtmauer. Ein unglaubliches Bollwerk mit Türmen und gezacktem Wall.

Noch schlief die Welt, die Strassen waren leer, als ich auf diese wuchtige, 1.6 km lange Stadtmauer zufuhr. Erste Sonnenstrahlen tauchten das helle eindrucksvolle Gemäuer in oranges Licht. Ich fuhr durch das enge Stadttor und parkte meinen Wagen, als ob der Himmel mir den Platz zugewiesen hätte. Ein teurer Platz, denn später klebte ein „billet“ an meiner Scheibe. Wenn Engel reisen und so kam ich mir vor. Ich schwebte über die blankpolierten Bollersteine durch enge Gassen. Bunte Fensterläden und Türen waren noch geschlossen, Schwalben flogen in ihre Nester, ein leichter Wind wirbelte die dekorativen Schmetterlinge herum. Freudig war dieser Morgen. Durch eine andere Maueröffnung verliess ich die geschützte Innenstadt und stand wiederum allein auf endlosen, die Wehrmauer umzingelnde grüne Wiesen. Ein Hundetraum. Peppina wirbelte, sprang und galoppierte, schlug Haken wie Hasen und erlebte ihren ganz eigenen Hundetanz. Dieser Morgen an so einem ausserordentlichen Ort, bevor die Menschenwelt erwachte, war ein Geschenk.“ (geschrieben am 8. Mai)

Ich kämpfte noch zwei weitere Tage auf demselben Camping mit Staub und Pollen, bestellte beim Mann in gelben Hosen noch weitere Cafés und ass die knusprigen Croissants im Café an der Place Saint-Louis und bedankte mich mit einer weiteren Kerze in der Eglise Notre-Dame des Sablons für die besonderen Erlebnisse und das Glück, das ich erlebe. Je suis heureuse.

Ein Gedanke zu „Fahrt ins BLAUE – Aigues mortes, petite Camargue

  • Mai 11, 2023 um 11:59 am Uhr
    Permalink

    …in aller Ruhe gelesen, dann den Blick hinaus in den Klettgau getragen, darüber nachgedacht und anschliessend geschmunzelt…:-))

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.