Ebbe, Aufbruch und die Kunst des Reisens

Ebbe, Aufbruch und die Kunst des Reisens

Ich stehe am Meer und es ist Ebbe. Wie soll ich da schwimmen? Ich stelle es mir einfach vor.

So geht es mir jetzt beim Planen mit der Reise nach Italien. Es ist so anders. Wochen vor der Abfahrt schon festlegen zu wollen, wohin die Route führt, auf welchem Campingplatz Levin und ich die Pfannen auspacken und welchen Markt wir an welchem Tag besuchen werden. Es ist für mich eigentlich eine schlichte Überforderung.

Üblicherweise fahre ich los und entscheide dann oft erst bei der ersten Kreuzung nach dem Blick auf die Wetterkarte und in den Himmel. So war es vor zwei Jahren, als das Wetter in ganz Europa schlecht war. „Eine Fahrt ins Blaue“, hiess die Reise damals. Die Farbe Blau wies mir den Weg in die Camargue, wo ich fünf Wochen blieb.

Ich folge normalerweise meiner Nase, meinem Bauch, meiner Lust, aber auch meinen Interessen. Die Vorbereitungen sind dieses Mal einfach anders. Weil ich mit meinem Enkel reise, ist es mir wichtig zu wissen, wohin die Reise geht, welche Sehenswürdigkeiten wir anschauen wollen. Ich will seine Interessen einfangen, damit diese drei Wochen für uns beide eine unvergessliche Zeit sein werden. Und ich merke: Planen macht ebenfalls Spass. Aber…

Tausend Zweifel hocken in mir — wo auch immer sie sich gerade bequem, aber nervig niedergelassen haben. Im Nacken. Hinter der Stirn. Im Mageneingang. Vielleicht hilft essen. So wie mein feines Tomatenrisotto mit Schnittlauch, das ich mir gestern gekocht habe. Oder ein Glas Wein. Vielleicht hilft einfach Vorwärtsmachen.

Den Zweifeln und Ängsten entgegenschwimmen — so wie den Wellen im Meer. Kopf runter, Luft anhalten und durch. So einfach ist es nicht. Denn wenn mich eine Welle erwischt, puste und huste ich, drehe mich Rettung suchend, gerate in Panik, anstatt mich von den Wellen vertrauensvoll tragen zu lassen.

Ich leiere Mantras: Stell dich den Ängsten! Schau sie an! Freu dich darüber, wenn du sie auflösen kannst! Sie sind eigentlich wie eine geschlossene Schatztruhe. Darin sitzen die Zweifel. Pack sie aus, rufe ich mir zu. Freu dich auf die Herausforderung. Das ist jetzt mein Abenteuer!

In drei Tagen geht die Reise los, die Route ist geplant, das Wetter sollte besser sein, als noch vor Kurzem angezeigt, ein paar Campingplätze sind gebucht und ich freue mich riesig auf dieses Abenteuer mit Levin, meinem fast 15-jährigen Enkel und Peppina. Das Ziel ist in Pompeji im Süden von Italien. Die Vorfreude hat die Zweifel verdrängt, so wie die Sonne die Wolken. Jetzt geht ein grosses Abenteuer mit vielen Unbekannten los.

Bald stehen wir am Meer und werden schwimmen gehen.

4 Gedanken zu „Ebbe, Aufbruch und die Kunst des Reisens

  • April 22, 2025 um 2:23 pm Uhr
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    Ich wünsche euch eine wunderschöne Reise mit viel Italianità!!
    Buon viaggio e statemi sani e contenti
    Yvonne

    Antwort
  • April 22, 2025 um 7:09 pm Uhr
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    Danke Verena! Es ist wunderbar deine Worte zu lesen.. Sie sind so ehrlich aus dem Leben geschrieben. Ich wünsche euch dreien grossartige Erlebnisse, Begegnungen, Abenteuer und einfach eine tolle Zeit.

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  • April 23, 2025 um 9:47 am Uhr
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    Du hast bis jetzt immer spannende Reisen mit dem Bus erlebt, ohne grosse Vorplanung. Das wird auch so mit Levin, geniesse es =)))

    Antwort

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