Ich habe mich sehr über Eure zahlreichen Kommentare gefreut. Leider konnte ich irgendwie nicht alle genehmigen. WordPress hat einiges geändert. Zum Teil ist einiges sehr einfach geworden, und anderes einfach anders. Ich soll Euch erzählen, wo ich überhaupt bin. In der Annahme, dass jeder weiss, wo Florida liegt, wollte ich niemanden mit langen Beschreibungen langweilen. Florida hängt ein bisschen wie ein Blinddarm an Amerika dran, es nennt sich „Sunshine State“ , wie auf allen Autonummern vermerkt, furchterregende Hurrikans ziehen in den Sommermonaten oft zerstörerisch übers Land und Florida einfach ist ein wunderbarer Reisestaat.
Ein erneuter Blick auf die Uhr liess mich unruhig werden. Wo war das bestellte Taxi? „Taxitop“ meldete sich der Fahrer. „Wo sind Sie?“ „Ich bin da“ erwiderte er. „Ja, wo DA?“ „Ja, DA!“ Leicht irritiert und in gequetschter Stimmlage, wollte ich wissen, wo denn das DA sei. Er meinte: „Ja, da vor der Garage“. „Das kann nicht sein, denn ich stehe VOR der Garage“. „Aaaha“. Während seinem langezogenem AHaaA, sah ich bildlich die Hirnwindungen entrollen und das Aufkeimen der Erkenntnis, dass er wohl vor der falschen Garage wartete. Glücklicherweise befand sich der Irrtum nur um die Ecke und so erreichte ich pünktlich den Bahnhof. Es war der Beginn einer Reise nach Florida.
2015. „Unser Leben braucht ein Ziel; es liegt an uns den rechten Weg zu wählen“ Yehudi Menuhin
Vor ein paar Wochen war ich beruflich in Saanen bei Gstaad unterwegs. Das Private mit dem Geschäftlichen zu verbinden, war mir auch dieses Mal ein Bedürfnis. Ich mag es, mich vom Zufall treiben zu lassen, und so geriet ich ungeplant auf einen Philosophenweg. Zwischen rauschendem Bach und eisigem Waldweg waren Sprüche von Yehudi Menuhin auf Tafeln angebracht und dieser Satz hat mich gefunden: „Unser Leben braucht ein Ziel; es liegt an uns den rechten Weg zu wählen“. Meinen rechten Weg zu wählen ist mir im 2014 noch nicht gelungen.
Menuhin sagt nicht „den richtigen Weg finden“, sondern „den rechten Weg wählen“. Hier liegt der Unterschied. Das Finden hat etwas dem Zufall überlassenes, vielleicht sogar etwas Ungewolltes, aber wählen tut man bewusst, mit Absicht und Zielstrebigkeit. Aufgefallen ist mir auch das bewusst gesetzte Wort „recht“. Es beinhaltet moral- ethische Grundsätze und zeugt von Tiefgründigkeit. „Richtig“ hingegen, ist einfach das Gegenteil von „falsch“, ob im gesetzlichen oder mathematischen Zusammenhang. Deshalb hat mich dieser Ausspruch so berührt, weil er genau das ausdrückt, worauf ich mich im Neuen Jahr freue.
Als ich anfangs März 2014 von meiner Australienreise mit meiner Schwester heimkam, wusste ich, wie mein Weg weitergehen würde. Ich wollte freier, lustvoller Arbeiten, es sollte so werden wie damals, als ich mit dem Auto durch Europa fuhr. Beim Arbeiten mit meiner Tochter Linda würde ich Inhalt, Menge und Tempo selber wählen können, da sie Geschäftsführerin im Güterhof war. Ich wollte Zeit haben für meine Töchter und die drei Enkel, die Hunde und das neue Landhaus, das ich im Juni in Schaffhausen gekauft hatte. Ich wollte wöchentlich eine Geschichte auf meinem Blog „Verenas unterwegs Geschichten“ posten. Nun ist es anders, aber auch gut. Linda ist nach einem Burnout auf Ende Jahr aus der Firma ausgetreten. Sie wird ihre eigenen Wege gehen mit ihrer jungen Familie und auch in beruflicher Hinsicht neu Fuss fassen. Es ist gut so und ich kann sie bestens verstehen, denn ich bin überzeugt, dass sie den rechten Weg gewählt hat.
Für mich war die Veränderung einschneidend. Ich habe mich gefügt und den Aufgaben gestellt, denn es war wohl auch meine Bestimmung. Jetzt ist es gut wie es ist, und ich habe mich erneut auf den Weg gemacht, mich innerhalb des Geschäftslebens wieder freier zu bewegen.
Ich sitze im strömenden Sommerregen unterm Sonnenstoren eingewickelt in eine Wolldecke. Der Blick ins bewaldete Tal lässt einzig den Kirchturm mit der grossen Uhr hervorstechen. Ansonsten gibt’s Bäume, ein paar Heckenrosen und meine alte Eiche inmitten des neuen Gartens. Der Duft und das Rauschen umhüllen mich, ein zart rosa Licht überspannt den nächtlichen Himmel. Es scheinen besondere Reflexionen der Stadt zu sein, die bis ins Mühlental strahlen. Kirchenglocken verkünden die elfte Stunde. Regen fällt nährend zu Boden. Mein junger Garten säugt ihn auf wie das Neugeborene die Muttermilch. Schmatzend verbreitet er Zufriedenheit, verströmt Wohlgefühl und Zufriedenheit. Mein Garten gibt mir so viel Geborgenheit sogar jetzt im Landregen. Wieder läutet die Kirchuhr. Bald ist Mitternacht und Zeit die Schatten der Nacht zu verlassen. Kaum denke ich an die Bettdecke, schleicht der Fuchs ums Häusereck. Er lebt unterhalb meines Gartens mit seiner Sippschaft und löst nicht nur Freude aus, sondern Ärger über seine penetranten Düfte, seine Schuhklauereien und sonstige Hinterlassenschaften. Jetzt aber freue ich mich über seinen nächtlichen Gruss durch den Regen Vorhang. Und morgen ist ein neuer Tag.
Längst sollte ich im Bett sein. Ich sitze im Garten im vollen Mond am Feuer, nachdem ich einen neuen Beitrag auf meinem UnterwegsBlog veröffentlicht habe. Herzklopfen gefolgt von freudiger Erwartung sind mein jetziger Zustand. Atemlos ist diese aufregende Stunde. Der Genuss ist pur. Kommentare melden sich per Klingelton. Ich freue mich. Es sind treue Leser, die mir schreiben. Und das fühlt sich wunderbar an.
Erste Pflanzen stehen in meinem Garten. Sie sind noch eingetopft und vom abendlichen Winde umgeweht, aber es lässt sich erahnen, dass ein spannendes Umfeld entstehen wird. Als ich das Haus vor einem Jahr übernahm, schien mir die Anlage gepflegt und dem Landhaus angemessen. Der Blick ins bewaldete Mühletal liess einzig den Blick auf die Steigkirche zu, einen Blick jedoch, der wegen deren Ausschliesslichkeit einmalig ist. Morgens mit Sicht auf den Kirchturm im Urwald aufzuwachen, lässt die Fantasie Sprünge machen. Der Garten jedoch war langweilig. Bald merkte ich, dass ich mich nicht wie früher bei den Pflanzen und deren zauberhaftem Wachstum aufhielt, sondern lieber den Blick in die Ferne lenkte. Der Entschluss meine erste Umwandlung des Hauses draussen zu beginnen, überraschte mich daher nicht. Ich will fühlen, riechen, erleben und mit den Jahreszeiten leben. Dazu brauchte es einen einschneidenden Eingriff. Nun sitze ich vor meinem Feuerring im Kerzenlicht, die Turmglocken schlagen zwölf, der Vollmond scheint, die Nachbarn schlafen längst, Katzen schleichen nur solange die Hunde sie nicht verjagen ums Haus, und ich spüre mich genau da wo ich sein will und dies hoffentlich noch sehr lange.
Ich trete frühmorgens mit meinem Hund Lola aus der schmalen verwitterten Haustür auf die Gasse mitten ins mittelalterlichen Städtchen. Noch ist es kühl während die Stadt sich regt. Ich liebe diese Geräusche und Gerüche des Erwachens, stelle mich neugierig an Häuserecken und beobachte die Menschen. Lächeln oder träumen sie? Schlaftrunken gehen sie ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Es gab einmal ein Chancon: „Il est cinq heures, Paris s’eveille“ von Jacques Dutronc. Jetzt ist Montagmorgen und ich bin in Avallon.
Avallon liegt eine Stunde westlich von Dijon, fünf Autostunden von Schaffhausen entfernt und ist auf wunderbar ausgebauten, wenig befahrenen französischen Autobahnen (im Vergleich zu Zürich- Aarau) entspannt zu erreichen.
Es ist nicht so, dass ich nicht mehr unterwegs war, nur halt viel weniger, seit ich wieder im Geschäft voll eingestiegen bin. Ganz nach dem Motto: „Das Leben macht was es am Besten kann, es geht einfach weiter.“ Nachdem meine Tochter vor einem Jahr erkrankt war und von einem Tag auf den nächsten im Güterhof aufhören musste, bin ich in die Geschäftsführung zurück gekehrt. Gesundheit und Motivation vorausgesetzt, erschien es mir das Folgerichtige. Ich habe mich eingerichtet, mein Leben den neuen Begebenheiten angepasst und so gestaltet, dass alles wieder Sinn macht. Ist es nicht das, worum es letztendlich geht. Das Positive aus den Umständen machen. Meine Tochter ist wieder gesund und ich geniesse mein verändertes Leben mit Arbeit, Verantwortung neben wachsenden Enkelsöhnen, neuem Garten, Hunden und Unterwegs sein. Zu beobachten, reflektieren und darüber zu schreiben, sind Dinge, die mir viel Freude, Genugtuung und Lebensqualität geben. Dafür braucht es keine Sprünge über die Ozeane, sondern es reicht sich ein paar Stunden aus dem gewohnten Trott und der bekannten Umgebung zu entfernen und schon öffnen sich Tore zu neuen Gedanken-Räumen.
Ich kenne keinen Menschen, der Tunnels liebt. Die meisten Menschen benützen sie aus logistischer Planung und Bequemlichkeit. Einige wenige fürchten die Dunkelheit, das Einklemmtsein, die Ausweglosigkeit und meiden sie.
Auf meiner Durchreisein die Dordogne im September 2014 habe ich in Lyon einen Etappenhalt eingelegt und die Gelegenheit wahrgenommen und einige Sehenswürdigkeiten angeschaut. Unter anderem habe ich mich freiwillig einer Tunnelerfahrung der besonderen Art hingegeben. Die futuristische Röhre unter der Stadt durch war damals die neuste Touristen Attraktion in Lyon. Ein Tunnel für Elektrobusse, Fahrräder und Fussgänger ausgeleuchtet mit einer Lichtschau und nicht für Autos. Diese abenteuerliche Verbindung verbindet unterirdisch die Flüsse Soane und Rhone.
Schon nach wenigen Metern ersehnte ich das Ende des noch 25 Minuten entfernten Ausgangs. Ich war allein unterwegs, weder Fahrradfahrer noch kein Mensch zu Fuß. Gespenstisch ruhig. Von weit her sehe ich farbige Lichter, höre sphärische Klänge. Protektionen von der Farbigen Unterwasserwelt mit Fischen, Korallen und Algen bewegen sich über die Decke. Die Musik lässt die Einsamkeit schwinden. Lola und ich setzen einen Fuß vor den andern, freuen uns über den entgegen laufenden Jogger, erkennen ein Fahrradlicht und beginnen dieses Abenteuer zu genießen. Ein erster Bus nähert sich dröhnend von hinten. Ich bin erleichtert als er auf seiner Spur an mir vorbei fährt. Wieder kehrt absolute Stille ein. Als jedoch wenig später ein Laster mit blickendende Lichtern herankommt und gleich dahinter ein Werkfahrzeug mit Blaulicht, erhöht sich mein Puls. Wie leicht wird man nervös, sieht Fernsehberichte von brennenden Tunnels, versucht die Distanz zum Tunnelende abzuschätzen, dreht sich erneut um. Ich bleibe stehen schaue die Fische an nur sind es jetzt plötzlich Haie, die Musik wird fordernder, Der Tunnel enger. Das Blaulicht wiederspiegelt Sichtung vermischt sich mit dem Blau der Tunnelwände. Es ist nicht Angst, sondern das Spiel mit der Angst das auf dem Spielfeld meines Hirn spielt. Ein gefährliches und zugleich kitzelndes Spiel mit Emotionen.
Blau vermischt sich mit dem Orange der Warnblinker und dem Grün der Projektionen. Sie sind vorbei, zum Tunnelende hinausgepresst worden. Noch ist es für mich außer Sicht.
Mit jedem Schritt nähere ich mit Lola dem Ausgang zu, nur wenige Menschen sind uns begegnet. Wir sind unter der Stadt Lyon von der Rhone zur Soane rüber gewandert. Ein kleines wanderabenteuer, das ich froh bin, nicht verpasst zu haben.
Schon einmal war ich in einer besonderen Tunnelsituation gefangen. Der Niedergang einer Lawinw hatte mich während 4 Stunden im Zug gefangen gehalten die längste Zeit in Dunkelheit. Damals endete alles gut.
Ins „ Blaue“ fahren, wohin es mich treibt, das ist mir an manchen Freitagen das Liebste. Die Wanderschuhe lösten bei Lola und Lily einen Freudentanz aus. So packte ich die aufgeregten Hunde in den Kofferraum und fuhr bei stahlblauem Morgenhimmel los.
Schwarze Wolken überzogen den Himmel. Der Wald schien zu brennen, so dick wirbelte Blütenstaub aus den Bäumen empor. Grell leuchtete das ferne Rapsfeld während im Vordergrund die Wiese in beruhigendem Grün erleuchtete. Sie war eben gemäht worden. Lola und Lily konnten ihr Glück kaum fassen. Sie rammten ihre Nasen in die entblössten Mäuselöcher, rochen, bliesen und besahen sich gemeinsam das Geschehen. Wo war die Maus geblieben? fragten sie, den Kopf in Schieflache haltend und tänzelten mit erhobenem Schwanz herum. Die Maus war längst geflohen.
Das Bild ist mir geblieben. Jeden Tag betrachte ich es als erfrischendes Hintergrundbild am Computer.