Ich sitze im strömenden Sommerregen unterm Sonnenstoren eingewickelt in eine Wolldecke. Der Blick ins bewaldete Tal lässt einzig den Kirchturm mit der grossen Uhr hervorstechen. Ansonsten gibt’s Bäume, ein paar Heckenrosen und meine alte Eiche inmitten des neuen Gartens. Der Duft und das Rauschen umhüllen mich, ein zart rosa Licht überspannt den nächtlichen Himmel. Es scheinen besondere Reflexionen der Stadt zu sein, die bis ins Mühlental strahlen. Kirchenglocken verkünden die elfte Stunde. Regen fällt nährend zu Boden. Mein junger Garten säugt ihn auf wie das Neugeborene die Muttermilch. Schmatzend verbreitet er Zufriedenheit, verströmt Wohlgefühl und Zufriedenheit. Mein Garten gibt mir so viel Geborgenheit sogar jetzt im Landregen. Wieder läutet die Kirchuhr. Bald ist Mitternacht und Zeit die Schatten der Nacht zu verlassen. Kaum denke ich an die Bettdecke, schleicht der Fuchs ums Häusereck. Er lebt unterhalb meines Gartens mit seiner Sippschaft und löst nicht nur Freude aus, sondern Ärger über seine penetranten Düfte, seine Schuhklauereien und sonstige Hinterlassenschaften. Jetzt aber freue ich mich über seinen nächtlichen Gruss durch den Regen Vorhang. Und morgen ist ein neuer Tag.
Längst sollte ich im Bett sein. Ich sitze im Garten im vollen Mond am Feuer, nachdem ich einen neuen Beitrag auf meinem UnterwegsBlog veröffentlicht habe. Herzklopfen gefolgt von freudiger Erwartung sind mein jetziger Zustand. Atemlos ist diese aufregende Stunde. Der Genuss ist pur. Kommentare melden sich per Klingelton. Ich freue mich. Es sind treue Leser, die mir schreiben. Und das fühlt sich wunderbar an.
Erste Pflanzen stehen in meinem Garten. Sie sind noch eingetopft und vom abendlichen Winde umgeweht, aber es lässt sich erahnen, dass ein spannendes Umfeld entstehen wird. Als ich das Haus vor einem Jahr übernahm, schien mir die Anlage gepflegt und dem Landhaus angemessen. Der Blick ins bewaldete Mühletal liess einzig den Blick auf die Steigkirche zu, einen Blick jedoch, der wegen deren Ausschliesslichkeit einmalig ist. Morgens mit Sicht auf den Kirchturm im Urwald aufzuwachen, lässt die Fantasie Sprünge machen. Der Garten jedoch war langweilig. Bald merkte ich, dass ich mich nicht wie früher bei den Pflanzen und deren zauberhaftem Wachstum aufhielt, sondern lieber den Blick in die Ferne lenkte. Der Entschluss meine erste Umwandlung des Hauses draussen zu beginnen, überraschte mich daher nicht. Ich will fühlen, riechen, erleben und mit den Jahreszeiten leben. Dazu brauchte es einen einschneidenden Eingriff. Nun sitze ich vor meinem Feuerring im Kerzenlicht, die Turmglocken schlagen zwölf, der Vollmond scheint, die Nachbarn schlafen längst, Katzen schleichen nur solange die Hunde sie nicht verjagen ums Haus, und ich spüre mich genau da wo ich sein will und dies hoffentlich noch sehr lange.
Es ist nicht so, dass ich nicht mehr unterwegs war, nur halt viel weniger, seit ich wieder im Geschäft voll eingestiegen bin. Ganz nach dem Motto: „Das Leben macht was es am Besten kann, es geht einfach weiter.“ Nachdem meine Tochter vor einem Jahr erkrankt war und von einem Tag auf den nächsten im Güterhof aufhören musste, bin ich in die Geschäftsführung zurück gekehrt. Gesundheit und Motivation vorausgesetzt, erschien es mir das Folgerichtige. Ich habe mich eingerichtet, mein Leben den neuen Begebenheiten angepasst und so gestaltet, dass alles wieder Sinn macht. Ist es nicht das, worum es letztendlich geht. Das Positive aus den Umständen machen. Meine Tochter ist wieder gesund und ich geniesse mein verändertes Leben mit Arbeit, Verantwortung neben wachsenden Enkelsöhnen, neuem Garten, Hunden und Unterwegs sein. Zu beobachten, reflektieren und darüber zu schreiben, sind Dinge, die mir viel Freude, Genugtuung und Lebensqualität geben. Dafür braucht es keine Sprünge über die Ozeane, sondern es reicht sich ein paar Stunden aus dem gewohnten Trott und der bekannten Umgebung zu entfernen und schon öffnen sich Tore zu neuen Gedanken-Räumen.
Schwarze Wolken überzogen den Himmel. Der Wald schien zu brennen, so dick wirbelte Blütenstaub aus den Bäumen empor. Grell leuchtete das ferne Rapsfeld während im Vordergrund die Wiese in beruhigendem Grün erleuchtete. Sie war eben gemäht worden. Lola und Lily konnten ihr Glück kaum fassen. Sie rammten ihre Nasen in die entblössten Mäuselöcher, rochen, bliesen und besahen sich gemeinsam das Geschehen. Wo war die Maus geblieben? fragten sie, den Kopf in Schieflache haltend und tänzelten mit erhobenem Schwanz herum. Die Maus war längst geflohen.
Das Bild ist mir geblieben. Jeden Tag betrachte ich es als erfrischendes Hintergrundbild am Computer.
Es war an einem späten Märztag vor vierzig Jahren als ich mittags aus dem Kantonspital Zürich kam und einige Zeit der Besinnung im Park suchte. Eben war meine Mutter gestorben.
Letztendlich auch friedlich war sie hinübergeleitet und ihre Seele war für mich sichtbar aus dem geöffneten Fenster entwichen. Ich war jung und noch nicht bereit ohne Mutter durchs Leben zu gehen. Dennoch waren wir alle froh, als diese lange schmerzvolle Zeit zu Ende war. Meine Mutter war an ihrer Alkoholsucht gestorben.
In jedem Leid liegt auch ein Trost. Es war der schönste Frühlingstag, den ich je so früh im Jahr erlebt hatte. Ich war erlöst in den Park gegangen und hatte jede Tulpe und Narzisse, Forsythie und Osterglocke in ihrer grellen, schreienden Farbe wahr genommen. Es war ein Frühlingstag, der mir als zwanzig-jährige Frau die Fülle und Pracht des keimenden Lebens demonstrierte. Nie habe ich den Duft und das Licht jenes Tages Ende März vergessen. Jedes Jahr habe ich die Blüten, die Sonne und die Intensität jenes Frühlings vermisst, denn es war ein früher, warmer Frühling im 1974.
Als ich am 1. März aus Australien heimkehrte und mich langsam ins hiesige Leben einfügte, waren die Tage schon lang, hell und klar. Warme Temperaturen hatten die Erde erwärmt. Noch war alles aufgeräumt und geordnet. Die Bäume kahl, die Felder leer, die Furchen gerade, die Feldwege begrenzt und in Reih und Glied schienen die Sträucher angeordnet. Ich erlebte die Landschaft so sauber, geregelt und ordentlich. Noch nie war ich in einen solch strahlenden Frühling heimgekehrt. Seit vierzig Jahren habe ich keinen Frühling wie den damaligen erlebt. Ich weiss es, denn ich messe jedes Jahr den Fortschritt der Vegetation an jenen Todestagen. Unvergessliche Bilder und Gerüche sind die Parameter für einen perfekten Frühling. Und dieses Jahr erleben wir so einen.
Leinen los! Die Schifffahrt Saison hat gestartet. Was mich allerdings reichlich verwirrte, als ich frühmorgens zwei Wochen vor Ostern im Güterhof zum ersten Kaffee eintraf, war das fehlende Kursschiff. Pünktlich jedoch zur Abreisezeit näherte sich die „Thurgau“ von der Werft , unter der Eisenbrücke hindurch, zur Anlegestelle. Und nun sitze ich gemütlich und genüsslich beim Schiffers Frühstück, während das Schiff sich langsam den Rhein hoch stemmt.
Wohin mich die Motoren fahren werden, weiss ich heute noch nicht. Ich möchte schreiben, fotografieren, staunen und geniessen. Irgendwo aussteigen und mich auf den Sohlen Richtung Schaffhausen zurück tragen lassen.
Vorerst staune ich über die wunderschöne Landschaft, das milde Morgenlicht im leicht verhangenen Himmel. Noch ist die Sonne verschleiert und lässt den frischen, grünen Frühlingswald nur zart durchschimmern. Dann fahren wir den Häuserzeilen des Rheinquais entlang und bestaunen die blumenbehangenen Balkone und Terrassen. Lila Glyzinien klettern Hausfassaden hoch, während in den Vorgärten fleissig gewerkelt wird. Es ist Samstagmorgen. Noch immer ist das Leben auf dem Rhein den brütenden Schwänen und quirligen Taucherlis vorbehalten. Letzte Bodenseemöwen sitzen auf den kräftigen Pfählen, derweil Schiffsbesitzer ihre Weidlinge und Schiffe reinigen, malen und einwässern. Alles bereitet sich auf die warme Jahreshälfte vor.
Das Rheinufer oberhalb Büsingen, der Deutschen Enklave, ist kürzlich weitläufig renaturiert worden. Eine natürlich gestaltete Uferböschung mit Trauerweiden, Buchen und wilden Kirschbäumen spendet im Sommer Schatten. Umgestürzte Bäume geben Fischen und Enten Unterschlupf und einzelne, ausladend gebaute Schwanenhochburgen werden von sanften Schiffswellen umspült. „Warum baut ihr eure Nester nicht höher rauf?“ frage ich sie, denn irgendwann wird das Hochwasser alles wegspülen. Ein Wettlauf der Zeit. Es ist erfreulich zu sehen, welche Anstrengungen gemacht wurden, zur Erhaltung der reichen Uferlandschaft.
Vor der Einfahrt nach Diessenhofen, einem mittelalterlich erhaltenen Städtchen, geniessen die wenigen Passagiere den Blick auf das erwachende, idyllisch direkt am Rhein gelegene St. Katharinental, ein ehemaliges Kloster und heutige Klinik für Rehabilitationen. Das malerische Grenzstädtchen Diessenhofen verlassend, fahren wir unter der geschlossenen Holzbrücke hindurch. Noch ist der Wasserstand weder zu gering noch zu hoch, um die Durchfahrt zu verhindern.
Je näher wir zu Stein am Rhein kommen, desto breiter und ausladender gestaltet sich die Flusslandschaft. Viele Schifffahrtszeichen, genannt Wiffen, geben dem Kursschiff den sicheren Weg vor und verhindern das Auffahren auf Steinbänken mitten im Fluss. Die Mäanderreise führt vom rechten zum linken, vom Deutschen zum Schweizer Ufer, vorbei an Stränden, Feuerstellen, Kapellen und wunderschönen Sitzplätzen. Beim Einlaufen in Stein am Rhein läuten die Glocken elf Uhr.
Von Steckborn nach Klingenzell
Ich steige in Steckborn aus und mache mich gleich auf den Weg, der oberhalb des Sees durch blühende Obstplantagen, an ausschlagenden Buchenwaldrändern vorbei, steile Böschungen rauf und runter und immer wieder offenbaren sich wunderbare Ausblicke auf den See.
Oberhalb Mammern stosse ich auf die Neuenburg, die bedeutendste Burganlage am Untersee, deren Ruine noch weitherum sichtbar ist. Es ist ein Höhenweg in blühenden Löwenzahnfeldern, vorbei an herrschaftlichen Riegelhäusern und schlossähnlichen Prachtbauten. Alles ist gepflegt und jedes Bänklein lädt zum Verweilen ein. Kein Wunder brauche ich länger als geplant für diese Etappe.
Bald ist Ostern
Dann erlebte ich etwas, was ich nie vergessen werde. Es liess mich an Lourdes, an die schwarze Madonna von Einsiedeln, an Wunder, Magie und heilende Kräfte denken. Ich näherte mich langsam dem Ende des Untersees, der Himmel verdunkelte sich, der Wald wurde dichter, die Wege rutschiger und irgendwann säumten bronzene Tafeln unverhofft den Waldweg, der mich noch tiefer in den Wald entführte. Es war düster und unheimlich. Die Tafeln, die den Leidensweg von Jesus erzählen, liessen mich, so kurz vor Ostern, und als christlich nicht sehr gebildet, sie genauer betrachten. Sie leiteten zu einer Grotte hin. Später erfuhr ich, dass es sich um die kleine Lourdes-Grotte bei Klingenzell handelt. Schwarz war der Himmel, schwanger mit Naturgewalt und Unvorsehbarem.
Ein heftiges Gewitter mit Donner und gewaltigen Regengüssen entleerte just als ich in die aus Felsen und Steinen einer früheren Kirche geformten Höhle eintrat. Gefangen mitten im Wald, von Rottannen und Ruhebänkchen umgeben und abgeschirmt vom kreuzförmig angelegten, bemoosten Brunnenbecken, spürte ich die Kraft dieses besonderen Ortes. Wäre dieser Wolkenbruch nicht gewesen, wäre ich nicht stehengeblieben und hätte somit den Ort verpasst, die Magie und Spiritualität dieses Augenblickes. Da gab es etwas, das mich zum Innehalten gezwungen hatte, mich hineindrängte hatte in diese von Kerzen beleuchteten Grotte. Der prasselnde Regen verhängte einen Vorhang vor die Höhle und ich verharrte mit Lola gebannt. Ich fühlte keine Angst, denn ich war geborgen und beschützt.
Kaum merklich wurde es heller, stiller und plötzlich brach greller Sonnenschein in die Dunkelheit ein. Irgendwo müsste ein Regenbogen sein. Aber ich sah ihn nicht. Alles glänzte im Nass und einzelne Strahlen erleuchteten den Altar und liessen die vom Höhlenrand herabfallenden Tropfen wie Swarovski-Kristalle im Regenbogenlicht explodieren. Auf dem Altar lagen weisse Kieselsteine. Madonnen aus Ton, Holz und Eisen standen verteilt darauf. Während letzte Tropfen auf dem Teichlein absprangen, spiegelte sich der nunmehr blaue Himmel hinter den Tannen im dunklen Wasser. Rundherum waren liebevoll Frühlingsblumen eingepflanzt.
Was ich hier erlebt hatte, hat sich mir unwiderruflich eingeprägt. Ist es Segen, Fügung oder Schicksal? Es ist Glück im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein und diesen auch zu erkennen. Mein Glück.
Heute ist Ostersonntag. In der Zeitung lese ich einen langen Artikel genau über diesen Kreuzweg bei der Kapelle Klingenzell und dessen Bedeutung.
Heute Abend habe ich den Klick zum „Senden“ betätigt und diese Medienmitteilung an unsere lokalen Redaktionen geschickt. Das war nicht einfach. Und dennoch richtig.
Hier auf Kangaroo Island gibt es nichts, was einem Naturmädelherzen fehlen könnte. Wilde Natur, unzählige Tierarten wovon fast alles nachtaktive Beuteltiere sind. Rund 400’000 Kängurus und 1 Million Wallabies (kleinere Kängurus) teilen sich den Lebensraum mit nur 4600 Menschen auf dieser drittgrössten australischen Insel. Man sichtet Echidnas (Stacheltier) und Koalas, aber auch Black Tiger Snakes, sowie Pinguine, Pelikane und Seehunde.
Wie sind die Geschichten von Verena unterwegs entstanden?
2002. Alles begann an einem ersten Advent in der Sommerlust. Ich wohnte im ersten Stock. Im Erdgeschoss war das Restaurant uns unter dem Dach ein Veranstaltungsraum. Alles war still. Bald würden viele Familien und Freunde zum vorweihnachtlichen Sonntagsbrunch in die Sommerlust kommen. Die Winternacht war zauberhaft. Schlaflos öffnete ich das Fenster und schaute in den schneebedeckten Garten. Was ich da in jener klaren Dezembernacht beobachtete, war der Ursprung dieses Blogs.
Der Vollmond schien hell und beleuchtete eine unwirkliche Szene im frisch verschneiten Rosengarten. Drei Füchse rannten herum, spielten unbeschwert und fühlten sich frei von jeder menschlichen Beobachtung. Gebannt und verzaubert, freute ich mich über dieses Schauspiel, denn es war ein Geschenk an diesem ersten Advent.
In jener Nacht schrieb ich meine erste Email-Geschichte. In der Sommerlust pflegte ich einen regen Emailkontakt zu meinen Gästen. Noch nie hatte ich jedoch ein persönliches Erlebnis um fünf Uhr morgens an die mehr als tausend Adressen verschickt. Das war neu und spontan. Es sollte ein spezielles Sonntags-Geschenk sein. Was danach passierte, inspirierte mich zu vielen weiteren Geschichten, die ich in den kommenden fünfzehn Jahren verfasste und verschickte. Innert ein paar Stunden trafen über fünfzig Antworten mit Dankesworten, freudigen Grüssen und eigenen Fuchserlebnissen ein. Überraschend war zu erfahren, dass viele andere Menschen die gleichen Morgenstunden benutzten, um aus dem Fenster und in den Computer zu schauen.
2010: Auf dem Jurahöhenweg, 300 km, von Zürich nach Genf mit Lola und Rucksack 2010
Ich schreibe Geschichten und Texte, über Erlebnisse, die mich bewegen. Es sind die kleinen und grossen Abenteuer und Beobachtungen aus dem privaten Umfeld, von Reisen oder aus dem Geschäftsleben, die mich zum Nachdenken und Schreiben anregen. Ich bin Gastro-Unternehmerin, arbeite gerne, habe eine wunderbare Familie mit Kindern und Enkeln, einen Hund und habe begonnen mein Leben freier zu Planen. Noch immer ist mein Arbeitspensum voll, aber nicht übervoll. In meinen gesammelten Ferien will ich unterwegs sein.
Unterwegs in Europa mit Auto und Lola… 2012
Unterwegs sein, ist eines davon. Nachdem ich 2012 das eine Restaurant verpachtet hatte, war ich fünf Monate lang mit Hund und Auto in Europa unterwegs.
In diesem Blog werde ich über meine Projekte erzählen, für die ich mich immer wieder begeistere.
Der Tag heute begann sehr typisch für meine Erfahrungen. Wer mich kennt, der weiß, dass der richtige Kaffee am Morgen, meinen Tag erst ins Rollen bringt. Ist der Kaffee schlecht, muss der Tag sich doppelt anstrengen, um noch als erfolgreicher Tag eingereiht zu werden.
Der heutige Tag begann schlecht. In Mount Gambier, eigentlich bis anhin mein Lieblingsort, gab es keine Auswahl an geöffneten Cafés und das Gebotene ließ sich nicht trinken. Der Tag hatte mich auf dem linken Fuß erwischt. Was eigentlich meinem aktuellen körperlichen Zustand genau entsprach. Mein linkes Bein, und wie ihr wisst, mein ziemlich ramponiertes Bein leidet seit der unverhofft anstrengenden Wanderung vor drei Tagen noch immer unter leicht qualvollem Muskelkater. Trotz dickem Gummistrumpf scheinen, den Schmerzen nach zu deuten, die Muskeln noch immer aktiv. Nun ohne trinkbaren Kaffee ist nichts gut.
Bitte nehmt mein Gejammer nicht zu ernst, denn die Café Suche ist auch ein täglicher Spass.
Abends suche ich mir dann entsprechend etwas Anständiges zu Essen. In meinem Fall ist Australien nicht immer einfach, obwohl ich weder Veganer noch Vegetarierin bin, keine Allergien habe und in der Schweiz als Allesfresser gelte. Ich mag kein Frittiertes, nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern ich mag es nicht und es macht mich nicht glücklich. So spaziere ich hier abends durch die Main Streets der Ortschaften, lasse mir in den Hotels, Restaurants empfehlen. Heute ist es diese Geschichte wert. Toll und überraschend.
Pickels Pig heißt es. Es ist sympathisch, gepflegt eingerichtet und sehr freundlich. Auch wenn ich allein reise, werde ich immer zuvorkommend bedient und platziert, was bei uns leider noch immer nicht selbstverständlich ist. Im „Pickeld pig“ bestelle ich natürlich pork, die Spezialität. Was dann kommt, überrascht mich total. Pork belly, sehr knusprig angebratener Schweinsmagen mit Apfel-Specksalat mit einem aromatischen Jus. Wunderbar. Der Tag ist gerettet, dank Schweinsschwarte und einen Sauvignon Cabernet aus dem Coonawarra Valley, dem Weinanbaugebiet, durch das ich gereist war.
Wie heisst das Sprichwort? Man soll den Morgen nicht vor dem Abend loben oder in meinem Fall wohl umgekehrt.
Der Wein ist ausgetrunken, das Essen verspeist, nun freue ich mich auf mein Bett.