Singapore Buddha Tooth Relic Tempel

Singapore Buddha Tooth Relic Tempel

Habt Ihr euch auch schon gefragt, wohin unser Orientierungssinn entschwunden ist. Zum Beispiel steht man an einer Kreuzung und möchte zurück zum Hotel gehen. Alles erscheint fremd. Plötzlich fliesst der Singapore River links anstatt rechts, die Hochhäuser stehen südlich dabei sollten sie in nördlicher Richtung liegen. Bin ich nicht dreimal um den Häuserblock gegangen? Oder waren’s doch nur zwei Mal? Früher folgte ich instinktiv meinem inneren Kompass. Ist der Kompass kaputt oder haben sich die Häuser gedreht? Es hat eine Weile gedauert bis ich mir eingestand, dass mich der einst gute Orientierungssinn in den letzten Jahren verlassen hat. So wie der Gehörsinn und meine Sicht, ist ein Teil wohl den Jährchen zum Opfer gefallen. Kann sein, aber viel mehr glaube ich, dass ich verlernt habe, bewusst die Orientierung zu schärfen. Ich wähne mich ja in Sicherheit mit GPS, Google map oder HERE we go (meinem Lieblings-Navigator). Warum soll ich mir Häuserfarben, Strassennamen oder Landmarken einprägen, wenn man mit diesen Geräten jederzeit aus dem Labyrinth findet.

Am Tag zwei starte ich also einfach ins Blaue raus.

Ich will einfach der Nase nach, dem Gefühl vertrauen, der Neugierde Platz geben und dem Abenteuer hinterher jagen. Singapore ist freundlich, sicher und voller neuer Winkel zu entdecken. Also weg von den Hochhäusern hinein ins Chinaviertel. Durch Gässchen, über Passerellen und um tausend Ecken komme ich immer tiefer hinein. Die eins bis zwei Stockwerke hohen, schmalen mit kunterbunten Holzläden versehenen Reihenhäuser haben strasseneben kleine Läden fürs tägliche Leben. In engen Arkaden teilen sich Ware und Fussgänger einen beschatteten Durchgang. Ich schlängle mich durch eine immer grössere Menschenmenge. Wo bin ich, was gibt’s es zu sehen?

Buddha Tooth Relic Temple

Plötzlich stehe ich vor dem grossen, roten Tempel, dessen Fassade mich schon vor fünf Jahren fasziniert hatte.  http://www.btrts.org.sg

Buddha Tooth Relic Tempel, der Erzählung nach ist hier der linke Eckzahn von Buddha aufbewahrt, ist ein imposanter, die Sinne berührender Tempel. Räucherstäbchen, Stimmengemurmel, betende und staunende Besucher locken mich hinein. In Gold und Rot gehaltene Räume offenbaren einen Reichtum an Buddha Statuen, Gemälden, Opfergaben und Wertgegenständen. Wie vieles in der Stadt wurde der Tempel erst 2007 mit Hilfe grosszügiger Spenden gebaut. Im grossen Saal halten schwarz und orange gekleidete Mönche und Buddhisten eine Zeremonie ab, der wir Besucher beiwohnen können.

Ich ziehe mich in die oberen Stockwerke zurück. In einer umfangreichen Ausstellung mit kunstvollen Statuen und Gegenständen findet der Besucher auf Bildschirmen viel Wissenswertes über das Leben von Buddha, seinen Geschichten und Taten. Auf der vierten Etage in der Sacred Light Hall befindet sich schliesslich das Herzstück des Tempels, der heilige Zahn.

Die Buddhazahn-Reliquie nistet in einer riesigen und eindrücklichen Stupa, die aus 320 Kilogramm Gold gefertigt ist. 234 Kilogramm wurde von Gläubigen gespendet. Nur Mönche dürfen die Reliquienkammer betreten. Alle anderen müssen von aussen staunen.

 Zuoberst betrete ich einen romantischen, stillen Garten, der mir nach so viel prunkvollen Eindrücken hilft, mich zu sammeln und auszuruhen. Und dann geht’s der Nase nach – im wörtlichen Sinn.

Aber davon handelt mein nächster und letzter Bericht aus Singapur.

Heimgekehrt von Singapore

Heimgekehrt von Singapore

Lange zögerte ich am Flughafen Singapore den Kleiderwechsel vor der Heimreise hinaus. Sandalen tauschen gegen geschlossene Schuhe mit Socken, kurzer luftiger Rock gegen Jeans, T-shirt gegen Pulli und Windjacke. Es waren Handlungen, die ich nur widerwillig machte. Als sich frühmorgens nach der Landung in Kloten die Flugzeugtüren öffneten und mir erstmals Luft entgegenstemmte, spürte ich schmerzlich mit jedem Schritt meine Heimkehr. Es war morgens um sieben Uhr, trüb, nass und kalt. Tränen füllten unverhofft meine Augen. „Wie undankbar kann man sein“, schimpfte ich mit mir. „Ich bin gesund, habe viel Tolles erlebt, werde von Linda und Johnny erwartet und alles ist gut,“ erklärte ich meiner Traurigkeit. „Alles hat irgendwann ein Ende, reiss Dich zusammen, denn Du weisst, alles kommt gut.“ Trotzdem fiel mir die Heimkehr sehr schwer. Das war schon immer so. Die Gründe liegen in meinen ersten Kinderjahren. Auch das weiss ich. Es hat nichts mit dem Daheim zu tun, denn ich könnte es nicht besser haben und irgendwann wird Freude über die Rückkehr aufkommen.

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