Beim Abschiedsessen in Fort Lauderdale im angesagten Fischrestaurant „15th street fisheries“ fragte mich meine Bekannte, Linda: „Which city did you like most in Florida?“ Die Frage war wohl eher so gemeint: „In welcher Florida Stadt könntest Du wohnen?“ Oh weia, dachte ich, nun darf ich ja nichts Falsches sagen, denn meine ehemaligen Nachbarn waren unlängst aus der Schweiz hierher ausgewandert. Das haben sie gut gemacht und deshalb hab ich mich mit der Antwort etwas geziert.
Vor uns stand ein Teller der allerfeinsten und allerfrischensten STONECRABS.
Naples, am Golf von Mexiko, erreichte ich über die Autobahn 41, „Tamiami Trail“, die quer durch die Everglades führt. Eine wunderschöne Stadt für wohlhabende Rentner. Extrem sauber, perfekte Villen und Gärten, herausgeputzt und zurecht getrimmte Anlagen. Alles scheint einfach nur perfekt. Der Rasenschnitt, das Wetter, der kilometerlange, weisse Sandstrand, die historische Holzpier, das glasklare Wasser, mein Hotel im mediterranen Stil mit Terrasse, die ordentlich gestutzten Palmen und auch die Menschen, (hoher Altersdurchnitt). Warum komme ich mir nur so viel jünger vor, obwohl die zurechtgeschnittenen und getrimmten Körper dieser Menschen einiges zu bieten haben?
Am Abend unternahm ich einen langen Spaziergang durch die Strassen des historischen Zentrums mit vielen angesagten Boutiquen, Spitzenrestaurants und Shops.
Auf der langen Holzpier hatten sich Fischer, Touristen, Familien mit Kindern, Sportler und Rentner zum Sonnenuntergang eingefunden.
Sorry, aber bessere Fotos gab es nicht.
Mein erster Blick ins Wasser war etwas verwirrend, denn es brodelte wie im Wasserkocher. Schnell war mir klar, dass unter Wasser eine wahre Jagdorgie stattfand, nur was jagte wen, war noch die Frage. Die folgenden Stunden, die ich atemlos ins Wasser, in die Luft, auf den Pier und immer wieder ins Wasser starrte, verflogen ohne dass ich den Sonnenuntergang wahrnahm. Die braunen Pelikane bohrten sich spiralförmig ins brodelnde Wasser, während die Delphine pfeilschnell unter dem Pier durch und entlang der Küste schwammen und sich offensichtlich ein Festmahl von kleinen Fischen gönnten. Zwischendurch warfen die Fischer ihre Angeln aus, die Pelikane stürzten sich halsbrecherisch ins Getümmel und nach ihren dick hängenden Kehlsäcken zu urteilen, waren sie extrem erfolgreich. Ich war Zeugin eines einzigartigen Spektakels, um so mehr ich noch nie Delphine so nahe beobachten konnte. Elegant, geschmeidig kurvten sie vor unseren Augen. Obwohl ich dutzend Male versucht habe, sie zu filmen oder zu fotografieren, ist mir das misslungen, aber es war Adrenalin treibend. Solche Augenblicke sind geschenktes Glück und dafür bin ich unendlich dankbar.
z.T. aus Wikipedia: Die Everglades sind ein tropisches Sumpfland im Süden von Florida. Ein Teil der Everglades ist als Everglades-Nationalpark geschützt und UNESCO-Welterbe. Seit 2010 steht der Park auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes, da die zunehmende Umweltverschmutzung und Eingriffe in den Wasserhaushalt den Park bedrohten.
Kontrastprogramm – mein 50$ Zimmer und Cheeseburger
Mein Kontrastprogramm beinhaltet manchmal auch ein 50$ Hotel, zum Beispiel unterwegs zu den Everglades. Zum Schlafen reicht es, weiches Bett, riesiges Zimmer. In den Staaten bezahlt man den Preis für das Zimmer, unabhängig davon, wie viele darin schlafen. Für einen Einzelreisenden wie mich, wird dieses System dann doch recht teuer. Umsomehr schätze ich danach ein luxuriöseres Zimmer.
Nach Key West, der südlichsten Stadt in Florida, besichtigte ich auf dem Weg in die Everglades, das Spital für Schildkröten „Turtle Hospital“ in Marathon. Die Führung für die ich mich bereits ein paar Tage zuvor anmelden musste, war äusserst aufschlussreich.
Als ich in Key West ankam und mein Hotel suchte, stolzierte ein wunderschöner Hahn in Gefolgschaft seiner überbesorgten Henne mit etlichen Wattebäuschchen selbstsicher über die Strasse. Ich trat abrupt auf die Bremse, noch bevor ich erfuhr, dass sie unter Schutz stehen. Key West ist eine übersichtliche, historisch intakte und überaus charmante Stadt am südlichsten Zipfel von Florida. Man erreicht sie über die Keys (Inseln) und über etliche Brücken, wovon die längste, die „seven mile bridge“ ist. Auf diesem 2200 km langen Nr 1 Highway benutzt man meist den Tempomaten. Einfach schnurgerade aus. Links ist der Atlantik, rechts der Golf von Mexiko und in der Verlängerung liegen Kuba und die Bahamas.
Ich habe mich sehr über Eure zahlreichen Kommentare gefreut. Leider konnte ich irgendwie nicht alle genehmigen. WordPress hat einiges geändert. Zum Teil ist einiges sehr einfach geworden, und anderes einfach anders. Ich soll Euch erzählen, wo ich überhaupt bin. In der Annahme, dass jeder weiss, wo Florida liegt, wollte ich niemanden mit langen Beschreibungen langweilen. Florida hängt ein bisschen wie ein Blinddarm an Amerika dran, es nennt sich „Sunshine State“ , wie auf allen Autonummern vermerkt, furchterregende Hurrikans ziehen in den Sommermonaten oft zerstörerisch übers Land und Florida einfach ist ein wunderbarer Reisestaat.
Ein erneuter Blick auf die Uhr liess mich unruhig werden. Wo war das bestellte Taxi? „Taxitop“ meldete sich der Fahrer. „Wo sind Sie?“ „Ich bin da“ erwiderte er. „Ja, wo DA?“ „Ja, DA!“ Leicht irritiert und in gequetschter Stimmlage, wollte ich wissen, wo denn das DA sei. Er meinte: „Ja, da vor der Garage“. „Das kann nicht sein, denn ich stehe VOR der Garage“. „Aaaha“. Während seinem langezogenem AHaaA, sah ich bildlich die Hirnwindungen entrollen und das Aufkeimen der Erkenntnis, dass er wohl vor der falschen Garage wartete. Glücklicherweise befand sich der Irrtum nur um die Ecke und so erreichte ich pünktlich den Bahnhof. Es war der Beginn einer Reise nach Florida.