Good morning Singapore

Good morning Singapore

Nach einem angenehmen zwölf Stunden Flug landete ich in der Morgendämmerung auf dem Changi Flughafen in Singapur. Ich fühlte mich übernächtigt, aber glücklich und fantasierte über ein weiches Hotelbett. Mein Zimmer sei noch nicht bereit, meinte die Rezeptionistin. „Ok“, war alles was ich dazu sagte. Auch mein äusserst enttäuschtes Gesicht zauberte kein Bett herbei. So nahm ich vorerst meine Umgebung in Augenschein, bot diese doch einen ziemlich ungewöhnlichen Anblick.
Eine hohe schwarze Holzschwelle (bitte Röcke und Koffer darüber heben) markierte den Eingang in den chinesisch historischen Tempel. Im dahinterliegenden, zum Himmel offenen Atrium, begrüsste mich ein bronzener chinesischen Wasserträger und weitere Ausstellungsgegenstände. Die teils gewollte Baustelle mit historischen Elementen erregte meine Aufmerksamkeit und blies meinen Ärger zum Hintereingang raus.

AMOY Boutique Hotel gehört zur chinesischen Fareast Hotelgruppe und befindet sich mitten im quirligen historischen Chinaviertel, das von den ersten Einwanderern Chinas gegründet wurde.

Umgehauen hat mich Mitteleuropäerin die Luftfeuchtigkeit. Was Hitze ist, wissen wir ja vom letzten Sommer her. Die Kombination jedoch ist schweisstreibend, denn Singapur liegt am Äquator und ist in dieser Zeit auch von der Regenzeit beeinflusst. Dafür ist alles wunderbar grün, aber den Regenschirm zu vergessen kann, von der Feuchtigkeit zur Traufe führen. (etwas abgewandelt)

Noch vor Sonnenaufgang sass ich bereits aufgeweicht und müde an der Marina Bay mitten im Business Center beim Merlion, dem Wahrzeichen des Stadtstaates Singapur. Das Wasser speiende Fabelwesen ist halb Fisch und Löwe. Auch beim ersten Aufenthalt vor 35 Jahren gehörte er bereits zu den Attraktionen. Er stand allerdings noch am Eingang zum Singapur River. Nach 10’500 km Reise entspannte mich die Vertrautheit des Ortes. 

Marina Bay

Die Sonne geht im zwölf Stunden Rhythmus auf und unter. Auch an meinem ersten Morgen quetschte sie sich zwischen dem aufsehenerregenden Marina Sands Hotel (drei Türme mit einem Surfbrett darüber) und dem einer Lotus nachempfundenen Science Museum hindurch. Der mit Schäfchen- und Schleierwolken verhangene Himmel begann zu glühen . Wow. Und dazu einen Café Latte von Starbucks. Wer mich kennt und meinem Reiseblog folgt, weiss, dass ich für einen schaumigen Morgenkaffee Meilen gehe. 

Läuft einmal nicht so wie wir es uns vorgestellt haben, kann daraus immer auch ein Geschenk werden. Mein heutiges Geschenk war diese Morgenstimmung mit einem Latte in der Hand. 

Heimgekehrt von Singapore

Heimgekehrt von Singapore

Lange zögerte ich am Flughafen Singapore den Kleiderwechsel vor der Heimreise hinaus. Sandalen tauschen gegen geschlossene Schuhe mit Socken, kurzer luftiger Rock gegen Jeans, T-shirt gegen Pulli und Windjacke. Es waren Handlungen, die ich nur widerwillig machte. Als sich frühmorgens nach der Landung in Kloten die Flugzeugtüren öffneten und mir erstmals Luft entgegenstemmte, spürte ich schmerzlich mit jedem Schritt meine Heimkehr. Es war morgens um sieben Uhr, trüb, nass und kalt. Tränen füllten unverhofft meine Augen. „Wie undankbar kann man sein“, schimpfte ich mit mir. „Ich bin gesund, habe viel Tolles erlebt, werde von Linda und Johnny erwartet und alles ist gut,“ erklärte ich meiner Traurigkeit. „Alles hat irgendwann ein Ende, reiss Dich zusammen, denn Du weisst, alles kommt gut.“ Trotzdem fiel mir die Heimkehr sehr schwer. Das war schon immer so. Die Gründe liegen in meinen ersten Kinderjahren. Auch das weiss ich. Es hat nichts mit dem Daheim zu tun, denn ich könnte es nicht besser haben und irgendwann wird Freude über die Rückkehr aufkommen.

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